Dank für die Goldparmäne
Anmoderation: Wird das Lieblingsobst der Hessen jetzt teurer? Die Apfelernte fällt dieses Jahr regional unterschiedlich aus. Nachdenkliche Töne zum Erntedankfest, das in den Kirchen dieses und nächstes Wochenende gefeiert wird, wie Pfarrer Peter Kristen aus Limeshain im hr1 Zuspruch sagt.
Teurer Apfelwein
"Das wird dieses Jahr nichts mit dem Äbbelwoi", hatte unser Nachbar im Sommer gesagt. "Da ist kaum was dran, Nachtfrost zur falschen Zeit". Stimmt, weil es in Hessen weniger Äpfel gibt, könnte der Äppler im nächsten Jahr teurer werden. Aber die Nachbarn hatten Glück. Auf ihrer Streuobstwiese war doch einiges zu ernten. Die ganze Familie hat beim Lesen und Pressen geholfen und dann im Hof ihr Erntedankfest gefeiert. "Hätte ich nicht gedacht", sagt der Nachbar.
Die Ernten sind durch den Klimawandel gefährdet
Wie der Nachbar mit der Streuobstwiese sind in der Wetterau und sonst in Hessen gerade Erntewagen unterwegs, Traktoren mit riesigen Anhängern, voll beladen. Vielen ist dieses Jahr deutlich, wie wenig selbstverständlich das ist. Die Ernten sind gefährdet. In Norddeutschland zwingt der Klimawandel Obstbauern, es mit Pfirsichen statt mit Äpfeln zu versuchen. Mehr Menschen wird bewusst: Die Schöpfung ist zerbrechlich. Aber auch: Sie schätzen regionale Produkte wert.
Wir verdanken nicht alles uns selbst
Bei mir in der Nähe feiert der Bauernverband der Region jetzt am Wochenende ein Erntedankfest: Gottesdienst, Blasmusik, regionale Spezialitäten, eine Strohburg für die Kinder. In der Einladung steht: "Wer mit und in der Landwirtschaft groß geworden ist, lebt in dem Bewusstsein, dass eine gute Ernte nicht allein in der Hand des Menschen liegt." Werden die Menschen dankbarer?
Goldparmäne, Blenheimer Renette, Winterrambour
Ich bin‘s, als ich den Korb des Nachbarn mit Äpfeln vor unserer Haustür finde: Mit kleinen Schildchen dabei als Anleitung: "Goldparmäne, zum Gleichessen; Blenheimer Renette, gibt einen guten Kuchen: Winterrambour, um Weihnachten essen."
Dankbar abbeißen
Eine orange-gelbe Goldparmäne hab‘ ich erst gar nicht mit in den Keller genommen. Achtsam hab‘ ich den Apfel in den Händen hin und hergedreht und seine leicht raue Schale gespürt. Ich hab‘ seinen süßen, frischen Duft eingeatmet und dann dankbar abgebissen.
