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Dem Wunder den Weg bahnen
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Dem Wunder den Weg bahnen

Dr. Peter Kristen
Ein Beitrag von Dr. Peter Kristen, Evangelischer Pfarrer und Studienleiter, Religionspädagogisches Institut Darmstadt
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In der Bibel und manchmal auch im Leben gibt es Wundergeschichten. Hungrige werden satt, Kranke geheilt.

Gibt es Wunder wirklich?

Ich hab mich oft gefragt: Soll ich das echt glauben, gibt es so etwas wirklich? Damit habe ich nicht nach dem Entscheidenden gefragt bei den Wundergeschichten der Bibel. Ich bin auf eine andere Spur gestoßen (Markus 10, 46-52): bei der Geschichte von Bartimäus.

Die Geschichte von Bartimäus

Der saß meist am Rand im Dunkeln. Er hört die Welt, fühlt und riecht sie, sehen kann er nicht. Viele Menschen hört er vorbeigehen, sie reden durcheinander. Manche rufen: „Da ist Jesus aus Nazareth, der Wundertäter“. Als er das hört, ruft der Blinde laut in die Menge: „Hilf mir“. „Sei still“, wollen ihn die Leute bremsen. Da ruft er nochmal lauter: „Hab Erbarmen mit mir!“

Jesus sagt: „Ruf ihn her!“ Der Blinde ist bereit. Er springt auf und tastet sich in der Menge voran. Wird er jetzt wieder gefragt werden, was die Menschen immer fragen: „Wie lange bist Du schon blind, wie ist das gekommen, wer ist schuld daran“? 

"Ich möchte sehen können"

Doch Jesus fragt ihn: „Was willst Du? Was soll ich für dich tun?“ Die Frage von Jesus zielt in die Zukunft, er fragt nach seinem Ziel. „Ich möchte sehen können“, antwortet der Blinde.

„Geh nur“, sagt Jesus, „dein Glaube hat dir geholfen“. Da kann er sehen. Der Mann hat den wichtigsten Beitrag selbst geleistet. Seine Initiative, sein Schreien, seine Hoffnung, seine Kraft und Hartnäckigkeit haben ihm geholfen. Weil er auf eine positive Veränderung drängt, erlebt er sich als selbstwirksam, und das gibt ihm Kraft für einen nächsten Schritt.

Positive Erwartungen helfen

Der Psychotherapeut Steve de Shazer sagt: „Die Erwartung, dass sich etwas verbessern kann, ist in der Tat zentrale Voraussetzung jeder Therapie“ (Shazer, S. de (1989): Der Dreh. 208).

Initiativ bleiben und sich selbst als wirksam erleben

Wie genau der Blinde sehend geworden ist, spielt in der Geschichte gar keine Rolle. Das Entscheidende ist gesagt: Der Mann ist raus aus dem Dunkeln, weg vom Rand. Er geht mit Jesus, heißt es noch. Und ich merke mir: Initiativ bleiben, auf eine positive Veränderung hoffen und sich selbst als wirksam erleben, das bahnt einem Wunder den Weg.

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