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Das Buch der Bücher
Bild: RyanJLane_GettyImages

Das Buch der Bücher

Clemens Weißenberger
Ein Beitrag von Clemens Weißenberger, Katholischer Pastoralreferent, Frankfurt
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Ganz im Geheimen wurde vorgegangen: Erst die Übersetzung und dann der Druck. Und vor 502 Jahren war die Sensation perfekt: Das Neue Testament in deutscher Sprache. Obwohl es Martin Luther übersetzt hat, stand er nicht auf dem Cover, aus Sicherheitsgründen. Denn er hielt sich inkognito auf der Wartburg auf. Weil er wegen seiner reformatorischen Ideen verfolgt wurde. Die Ausgabe des Neuen Testaments war der Renner der Leipziger Buchmesse. 3.000 gedruckte Exemplare gingen weg wie warme Semmeln. Schon im Dezember hat es die zweite Auflage gegeben. Obwohl es nicht die erste deutsche Übersetzung war, hatte sie Folgen wie kein anderes Buch vorher.

Denn jeder sollte die Bibeltexte verstehen können

Einmal, weil dieses Buch die deutsche Sprache vereinheitlicht hat. Denn jeder sollte, so Luther, die Bibeltexte verstehen können. Und deswegen hat Luther nicht ins Schriftdeutsch übersetzt, sondern ins mündlich gesprochene Deutsch. Er hat dabei „dem Volk aufs Maul geschaut“ und Sprachbilder verwendet, die wir noch heute kennen: „Jemanden auf Händen tragen“ oder „wie seinen Augapfel hüten“ hat er übersetzt. Aber er hat auch Wörter wie Lückenbüßer, Machtwort, Feuereifer oder Morgenland eingeführt. Luther hat die einheitliche deutsche Sprache quasi herbeigeschrieben.

Menschen mussten sich nicht länger sagen lassen, was sie glauben sollen

Dann war seine Übersetzung sowas wie ein Beschleuniger der Reformation. Die Menschen waren begeistern davon, die Bibel in ihrer Sprache selbst lesen und verstehen zu können. Sie haben sich nicht länger sagen lassen müssen, was und wie sie zu glauben haben. Das hat eine schöne Tradition in vielen evangelischen Haushalten grundgelegt: Am Abend kommt die Familie zusammen und jemand liest aus der Bibel. Und dann wird sich über den Glauben ausgetauscht. Gerade als katholischer Theologe bin ich Luther dafür dankbar, dass er uns die Bibel sozusagen mundgerecht gemacht hat.

Das, was ich von der Bibel verstehe, in die Tat umsetzen

Ich wünsche mir eigentlich genau das für mich und uns heute: Dass wir ins Gespräch kommen über den Glauben. Ich erlebe das in der Gemeinde, in der ich arbeite. Jugendliche in der Firmvorbereitung, die wollen über ihren Glauben reden. Oder wenn in meiner Pfarrei am kommenden Woche das Markusevangelium szenisch aufgeführt wird. Das ist mir wichtig: Die Bibel lesen, sich zusammen mit anderen austauschen, über den Glauben reden, an Gott denken. Aber vor allem dann auch ins Handeln kommen. In der Bibel lesen ist zwar wichtig und notwendig. Das ist ein Verdienst von Luther. Aber dann gilt für mich eben auch: Das, was ich von der Bibel verstehe, in die Tat umzusetzen.

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