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Hildegards Vorbild
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Hildegards Vorbild

Clemens Weißenberger
Ein Beitrag von Clemens Weißenberger, Katholischer Pastoralreferent, Frankfurt
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Obwohl sie schon lange tot ist, verbindet mich viel mit ihr: Die Heilige Hildegard von Bingen. Zum ersten Mal hab‘ ich als Bub im Rheingau von ihr gehört, da bin ich groß geworden und war an ihrem Grab in Eibingen bei Rüdesheim. Sie starb heute vor 845 Jahren, deswegen wird in Eibingen den ganzen Tag über an sie gedacht. Sie wird gefeiert erst mit einem Gottesdienst, dann mit einer großen Prozession. Wie damals, als ich Kind war.

Erst später habe ich gemerkt: sie war eine außergewöhnliche Frau

Erst später habe ich über ihr Leben gelesen und gemerkt: Was für eine außergewöhnliche Frau! Hildegard kam mit acht Jahren ins Kloster. Damals war es üblich, adelige Söhne und Töchter, die nicht erbten oder heirateten, als Kinder ins Kloster zu geben, als "Gotteszehnt". Hildegard ging in eine Frauengemeinschaft auf dem Disibodenberg. Sie lernte - für ein Mädchen damals unüblich - lesen, schreiben, Latein, bekam Unterricht in Heilkunde und Musik. Bevor ihre Lehrerin und Vorsteherin des Klosters mehr als zwanzig Jahre später starb, schlug sie Hildegard zur Nachfolgerin vor. Hildegard war 36 und wurde einstimmig gewählt.

Eine Universalgelehrte und bedeutende Schriftstellerin

Fünf Jahre später dann ein einschneidendes Erlebnis: Sie sah Gott in ihren Träumen, traute sich aber zunächst nicht, darüber zu reden. Über ihre Visionen verfasste sie später dann Bücher, auch über ihren Glauben und über Gott, sie legte die Bibel aus. Sie schrieb auch über Medizin und komponierte, war eine Universalgelehrte und die bedeutendste christliche Schriftstellerin des Mittelalters.

Eine Frau, die einen direkten Draht zu Gott hatte

Die Menschen ihrer Zeit sahen in ihr eine Prophetin, eine Frau, die einen direkten Draht zu Gott hat. Selbst der Papst Eugen III. traf sich mit ihr und war beeindruckt. Dadurch wurde Hildegard so richtig bekannt. Sie war vielen Menschen Ratgeberin, stand in Briefkontakt mit den Mächtigen ihrer Zeit.

Sie eröffnete ihr eigenes Kloster

Hildegard hat 1151 ihr eigenes Kloster auf dem Rupertsberg bei Bingen gegründet. Weil die Gemeinschaft wuchs, kam in Eibingen bei Rüdesheim später ein weiteres Kloster auf der anderen Rheinseite dazu. Entgegen der Tradition hat das Kloster auch nicht-adlige Mädchen aufgenommen. Hildegard starb 1179 mit 81 Jahren. Und Papst Benedikt XVI. ernannte sie vor 12 Jahren zur Kirchenlehrerin.

Ich bewundere ihr Wissen und ihren Mut

Ich bewundere ihr Wissen, ihren Mut, den von Gott gegebenen Verstand zu benutzen. Als Frau im Mittelalter hatte sie es garantiert schwer. Sie war begnadet, und genau solche Frauen braucht die Kirche, besonders heute. Und natürlich denke ich heute ganz besonders an sie, am 17. September, dem Hildegard-Tag.

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