Absturz
Ob Stars und Sternchen oder Politiker und Royals, die Augen der Öffentlichkeit sind immer auf sie gerichtet. Scheinbar wartet die Welt dabei nicht nur auf schöne Neuigkeiten, sondern am liebsten wäre ein Skandal. Irgendwas, was nicht so sauber ist und das man ausschlachten kann. Und wenn dann etwas passiert, wird es genüsslich rezipiert, analysiert und recherchiert. Nicht selten wird die Berichterstattung dann zu einer Art Hexenjagd für die Betroffenen. Fair ist das ganze Vorgehen in den seltensten Fällen, aber darauf wird wenig Rücksicht genommen.
Woran liegt es, dass mich solche Skandale so sehr interessieren? Bin ich wirklich ein so schadenfroher Mensch? Gönne ich anderen nicht ihren Erfolg? Was ist Schadenfreude eigentlich genau?
Der Mensch als Ideal, der auch als Vorbild funktionieren muss
Ich persönlich denke, es hat ganz häufig etwas mit enttäuschten Erwartungen zu tun. Ich mache mir ein Bild über eine Person und lege da meine eigenen Erwartungen an sie mit hinein. Meistens kenne ich die Personen ja gar nicht persönlich, aber ich weiß, wer sie für mich sein sollen oder wie sie handeln sollen. Und wenn sie nicht so sind, wie ich sie gerne hätte, dann enttäuscht mich das. Wenn ihnen dann noch etwas geschieht, was nach einem Skandal riecht, ist das ja ok für mich. „Recht so!“, denke ich mir, denn sie waren ja nicht so, wie ich sie gerne hätte.
Genau genommen sind sie doch aber nur von einem Podest heruntergefallen, auf die ich sie vorher gehoben habe, ohne sie zu fragen oder sie wirklich zu kennen und dafür bestrafe ich sie jetzt auch noch, indem ich mich über sie lustig mache.
Jesus geht es auch immer wieder so. Viele Menschen projizieren ihre eigenen Erwartungen an ihn, verlangen Wunder, die beweisen, dass er der Sohn Gottes ist und sind dann enttäuscht, wenn er nicht genau das tut, was sie erwarten. Immer wieder kommt er dadurch in Konflikte, wird aus Dörfern gejagt und letzten Endes geht er für die Tatsache ans Kreuz, dass er für viele Menschen zum Skandal geworden ist.
Ob nun enttäuschte Erwartungen oder doch ein bisschen Sensationslust: Ich werde dem Menschen nicht gerecht, bei dem ich den Skandal sehe. Ich werde unfair und beteilige mich durch meine Neugierde an einer Jagd, die von vorneherein einen Menschen verurteilt. Dabei vergesse ich den eigentlichen Skandal: Ich selbst erkenne die Würde dieses Menschen nicht an, die ich doch eigentlich für unantastbar halte und verurteile ihn für ein Bild, das ich mir von ihm gemacht habe, ohne ihn zu fragen.