Luftballons vom Bestatter
Straßenfest in der Abendsonne, Live-Musik und Getränkestände, Essen auf die Hand. Alle haben Feierlaune, hier ein Hallo, da jemand, den man lange nicht gesehen hat. Die Geschäfte haben ihre Türen auf, manche mit einem Stand auf dem Bürgersteig. Auf dem kleinen Rasenstück mitten auf der Verkehrsinsel spielen Kinder, sitzen Erwachsene und genießen den Trubel.
Für Luftballons am Stand anstehen
Luftballons. Klein und groß halten sie in der Hand. Einige sind nur noch bunte Punkte in den Abendwolken. Für die Luftballons muss man anstehen. Eltern mit kleinen Kindern stehen in der Schlange und drehen an einem Glücksrad. Einen Preis gibt es auf jeden Fall, entweder eine Tüte Pop-Corn oder den begehrten Luftballon. Ich stelle mich in die Warteschlange. Ich will wissen, um was es hier geht.
Pop-Corn und Luftballons vom Beerdigungsinstitut?
Auf einem Podest ein Schal, ein Trikot und obendrauf ein Behälter. Auf der Vorderseite prangt ein Fußball. Es ist eine weiße Urne. Für einen Fußballfan. Ich bin in einen Stand eines Bestatters geraten! Pop-Corn und Luftballons vom Beerdigungsinstitut? Ich sehe einen kleinen Jungen. Er zögert und berührt den ausgestellten Sarg, ob er echt ist. Klopft vorsichtig und besieht ihn ohne Scheu von allen Seiten. Ein Bestatter auf dem Straßenfest?
Warum ein Beerdigungsinstitut einen Stand auf einem Straßenfest hat
Ich frage den freundlichen Herrn im Anzug, wie man auf so eine Idee kommen kann. „Wir stellen uns bewusst mitten ins ausgelassene Leben von diesem Straßenfest. Es sind alles Ideen unserer jungen Mitarbeitenden, die haben sich das mit dem Glücksrad und allem anderen ausgedacht“, erzählt er. Luftballons gen Himmel loszulassen, das gibt es mittlerweile auf so mancher Beerdigung.
Der Tod gehört ins Leben
Mit Urnen und einem Sarg so umzugehen, ihn anschauen, anfassen zu dürfen, auch Fragen stellen zu können, nimmt die Angst. Tod und Sterben sind doch zutiefst menschlich. Beides gehört wieder zurück ins Leben, auch auf die Straße, auf ein Fest. Ich muss dem Bestatter recht geben, es ist gelungen.
Noch ein Abschiedsgeschenk
Verdrießliche Gesichter sehe ich keine am Stand. Zum Abschied bekomme ich noch ein Kügelchen in die Hand. Es sind Samen für Wildblumen. Für neues Leben.