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Warum Herr Suljic für anständige Gräber sorgt
Pixabay/Goran Horvat

Warum Herr Suljic für anständige Gräber sorgt

Andrea Seeger
Ein Beitrag von Andrea Seeger, Evangelische Theologin, Oberursel
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Nie waren so viele Menschen auf der Flucht wie heute. Sie verlassen ihre Heimat, weil sie dort nicht länger leben können. Sie machen sich auf einen gefährlichen Weg, den viele mit ihrem Leben bezahlen.

NN-Personen auf der Balkanrute - Tore deren Namen und Herkunft unbekannt sind

Auch auf der Balkanroute. Dort ertrinken viele in den Flüssen auf dem Weg. Sie sind an einigen Stellen gefährlich, wegen der Strömung, der Fließgeschwindigkeit, der Tiefe. Dazu kommt: Frauen und Männer aus dem Nahen oder Fernen Osten können oft nicht schwimmen. Die Toten werden oft NN-Personen genannt, no names, Name und Herkunft unbekannt.

Eine anständige Grabstätte für die Geflüchteten

In Bosnien kümmern sich einige Freiwillige darum, die Toten zu begraben und ihre Angehörigen zu finden. Einer von ihnen ist der 34 Jahre alte Verwaltungsangestellte Nihad Suljic. Unterstützt von seiner Familie, von Nachbarn und engagierten Mitbürgerinnen und Mitbürgern organisiert er seit sieben Jahren Hilfsaktionen für Flüchtlinge. Er wurde aufmerksam auf die namenlosen Toten auf der Balkanroute. Er hörte von verschollenen Menschen, sah völlig verwahrloste anonyme Flüchtlingsgräber. Mit Hilfe von Spendengeldern säubert er mit seinen Mitstreiterinnen und Mitstreitern die Gräber, kauft Grabsteine und schafft anständige Ruhestätten.

Den Toten ihre Würde zurückgeben

Er sagt: „Wenn wir schon nicht das Leben dieser Menschen retten konnten, sollten wir ihnen wenigstens nach dem Tod ihre Würde zurückgeben.“ Es sei völlig egal, ob die Leute Muslime, Christen oder etwas anderes waren. Alle Toten hätten das Recht auf ein würdiges Grab. Oder dass die Familie zumindest weiß, wo sie oder er begraben liegt.

Nihad Suljic weiß: Der Trauerprozess kann nicht wirklich beginnen, wenn man nicht weiß, ob der Angehörige tot ist und wo er begraben liegt. Und deshalb ist das, was die bosnischen Freiwilligen tun, für die Familien sehr wichtig. Kein Leben zählt weniger als ein anderes. Vor Gott sind alle Menschen gleich.

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