Ihr Suchbegriff
Beitrag anhören:
Der göttliche Funke
Bild: Pixabay

Der göttliche Funke

Ute Klewitz
Ein Beitrag von Ute Klewitz, Pastoralreferentin, Mentorin für Lehramtsstudierende mit dem Fach Katholische Theologie an der Johannes Gutenberg-Universität in Mainz
Beitrag anhören:

Auf Familienfesten geht es oft lustig zu. Manchmal erzählen wir uns noch lange davon: Weißt du noch? Woran man sich dann weniger gern erinnert: an die Situationen, in denen die Stimmung bei solchen Festen auch mal kippt… Der Alkohol fließt, und ein Überbietungswettbewerb beginnt: Dabei geht es schnell um Politik, Religion, Beziehungen. Und es gibt Sprüche wie: „Du hast keine Ahnung!“, „Da habe ich aber Recht“. Zurück bleibt ein schales Gefühl. 

Die Geschichten werden beim Weitertragen umgedeutet – was wirklich war oder ist, bleibt da manchmal auf der Strecke.

 

Es geht nicht um Verharmlosung

Im Moment, so erlebe ich es bei mir zuhause und auch im Ort, werden die alltäglichen Geschichten über das Zusammenleben von Menschen auch immer düsterer. Die Leute sagen z.B.: „Es ist hier gefährlich geworden, abends spazieren zu gehen.“ Oder: „Junge Männer sind rücksichtslos und haben sicher ein Messer dabei.“ Das wirkt wie eine nach unten ziehende Spirale von Missverständnissen und Unterstellungen. Es geht mir nicht um Verharmlosung, es gibt Gewalt. Aber eben nicht so, wie manche es sagen. 

Da entstehen zerstörerische Erzählungen

In meinem Job bin ich öfters in Berufsschulen. Da fällt mir auf, dass vor allem junge Männer sich oft nur noch defizitär erleben. In ihrem Alltag begegnen ihnen viele Begrenzungen: in der Schule, in der Familie, unter Gleichaltrigen … bis in ihre Sprache und Umgangsformen – alles ist zu wenig … Sie sind die Verlierer in dem täglichen Überbietungswettbewerb. Da entstehen ziemlich zerstörerische Erzählungen. 

Der göttliche Funke in jedem Menschen

Wie kann dieser Überbietungswettbewerb aufhören – gesellschaftlich und auch familiär? Einfache Lösungen gibt es da sicherlich nicht. Mir wird dabei immer mehr der Begriff „Würde“ wichtig. Würde ist ein Menschrecht. Würde hat aber auch eine religiöse Dimension – nämlich: Gott hat den Menschen nach seinem Ebenbild geschaffen. Dann steckt doch in jedem Menschen so ein göttlicher Funke. Ich wünschte, darüber würden mir erzählen, in der Schule, der Familie: von der Würde und vom göttlichen Funken in jedem Menschen!

Weitere ThemenDas könnte Sie auch interessieren