Fünfe gerade sein lassen
„Man muss auch mal Fünfe gerade sein lassen!“
Mein Mathelehrer hasste diesen Satz. Zum einen, weil 5 nun mal nicht glatt durch zwei teilbar ist – und damit eben keine gerade Zahl. Zum andern, weil es aus seiner Sicht in der Mathematik korrekt zugehen musste und „Ein-Auge-Zudrücken“ nicht so sein Ding war. Aus einer 5 wurde nun mal keine 4 – schon gar nicht unter der Mathearbeit.
Kommt der Spruch aus der Mathematik?
Ob der Spruch überhaupt aus der Mathematik kommt? Wahrscheinlich sind eher die fünf Finger einer Hand gemeint. Wer die gerade macht, kann dabei weder zupackend sein noch verärgert eine Faust ballen – dafür aber entspannt und großzügig mit sich selbst oder anderen umgehen.
Zum Beispiel nach dem Motto: „Heute verschiebe ich einfach ein paar Punkte von meiner ToDo-Liste auf die Was-soll’s-Liste…“. Oder: „Klar könnte ich mich über dieses und jener aufregen, aber nicht alles und jeder verdient eine Reaktion.“
Mal fünfe grade sein lassen schenkt Zufriedenheit
Ab und an Fünfe gerade sein zu lassen, ist das Gegenteil von Perfektionismus: der macht krumm. Wenn man dazu neigt, alles einhundertprozentig machen zu wollen, wird man nie richtig fertig und ist immer noch ein bisschen unzufrieden. Und gerade das ist echt unbezahlbar: Zufriedenheit.
Also: Mut zur Lücke!
Also: Mut zur Lücke! Manchmal ist es nämlich genau diese Lücke, die es braucht, damit ich erlebe: Es hängt nicht alles von meiner Leistung ab. Ich bin schon so wer!
Ab und an sollten wir an unseren fünf Fingern ablesen, dass wir von Gott gewollt, geliebt, begabt, gebraucht und akzeptiert sind. Obwohl und vielleicht sogar gerade, weil wir nicht alles perfekt schaffen, wirft er sich für uns ins Zeug.
Gott steht für mich gerade
Die Bibel hält fest: „Durch Gottes unverdiente Güte seid ihr gerettet – und das nicht aus Euch!“ (Eph. 2, 8). Gott steht für mich gerade. Und vielleicht spüre ich das besonders dann, wenn ich den Mut zur Lücke habe: auch den Mut zu meinem lückenhaften Leben zu stehen.
Gottes Güte steckt an
Die Güte Gottes kann so ansteckend sein, dass ich mir und andern gegenüber immer mal Fünfe gerade sein lasse und ein Auge zudrücke.
Vielleicht ist das zugedrückte Auge ja sowas wie ein Zwinkern in Richtung Gott und die fünf geraden Finger ein Winken zum Himmel – frei nach dem Motto:
„Hab´s verstanden, worauf es bei Dir ankommt!“