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Immer beides
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Immer beides

Johanna Fröhlich
Ein Beitrag von Johanna Fröhlich, Evangelische Pfarrerin, Gießen
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Ich bin ein Kind vom Bauernhof. Feldarbeit und Ernte haben mich geprägt: Heumachen, das Getreide dreschen, den Mais ernten. Diese Arbeit ist von zwei gegensätzlichen Erfahrungen geprägt.

Es gibt Dinge auf die hat man keinen Einfluß

Es gibt viel, was Bauern tun können: säen, düngen, ernten, dabei klug planen. Und dann gibt es Dinge, auf die hat man keinen Einfluss: ob die Saat aufgeht oder wie das Wetter ist. Und am Ende: Dankbarkeit für eine gute, gelungene Ernte oder aber auch Enttäuschung, wenn das Getreide verregnet ist, der Mais nicht wächst und der Plan nicht aufgeht.

Beides hat mich für‘s Leben geprägt: Manches liegt in meiner Hand, von Anderem bin ich abhängig. Ich bin in Teilen frei und kann gestalten, anderes ist vorgegeben.

Bestimmt Gott unser Leben vor oder gestalten wir es selbst?

Diese Erkenntnis hilft mir heute noch. Denn ich habe nicht den Beruf meiner Eltern auf dem Bauernhof gewählt, sondern bin Pfarrerin geworden. Und da werde ich oft gefragt, wie ich das sehe: ob Gott unser Leben vorherbestimmt, oder ob wir es selbst gestalten. Liegt es in unserer oder Gottes Hand: ob wir Krankheiten abwenden, Erfolg haben, Erfüllung finden?

Manches ist vorgegeben

Ich sehe es so: Es ist immer beides. Manches ist vorgegeben, unabwendbar, einfach da: Der Ort und die Zeit, in die ich hineingeboren bin, meine genetische Veranlagung, das Umfeld, in dem ich aufgewachsen bin. Und der andere Teil ist Spielraum: ich wähle meinen Arbeitsplatz, entscheide welchen Weg ich gehe und mit wem ich Zeit verbringe.

Viele Menschen erzählen mir: sie kämpfen mit dem, was sie nicht ändern können: Die unerwartete Diagnose, die Kündigung, der Unfall einer guten Freundin. Mir fällt das auch schwer: Dass ich das Leben annehme, wie es eben ist, anders als ich es mir gewünscht habe.

Das Leben mit zuversichtlicher Gelassenheit annehmen

Da tröstet mich meine Erfahrung vom Bauernhof: Es gibt Dinge, die kann ich selbst anpacken und verändern und sicher werde ich manches Gute ernten. Anderes liegt in Gottes Hand. Das nehme ich mit zuversichtlicher Gelassenheit an. Vor Gott kann ich beklagen, was nicht gelungen ist. Und ich kann Gott danken für alles Gute, das ich geschafft habe und das mir in die Hände fällt. Beides gehört zusammen. Wie auf dem Bauernhof.

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