Engel ohne Flügel
Anmoderation: In den Hochwassergebieten in Süddeutschland sind mehr als 40.000 Helferinnen und Helfer seit Tagen im Einsatz. Woher nehmen sie dazu die Kraft? Pfarrerin Lisa Maria Tumma hat eine Idee:
Meine Freundin Dani und ihr Mann sind bei der Feuerwehr. Tag für Tag löschen sie Brände, bergen Unfallopfer, pumpen Keller leer. Und sie begeben sich dabei oft selbst in Gefahr.
Ein Beruf mit Risiko
Das wissen die beiden. Meine Freundin sagt: „Wenn mein Mann im Dienst ist, mache mir immer Sorgen um ihn.“ Umgekehrt ist es genauso.
Trotzdem gehen sie Tag für Tag dieses Risiko ein. Sie wissen, sie werden gebraucht. Und, jetzt lachen Sie nicht: Das macht die beiden für mich zu Engeln.
Boten im Auftrag Gottes
Vierzig Prozent der Deutschen glauben an Engel. Ich auch. Nicht an diese putzigen Babys mit Flügelchen, die angeblich gerne auf Wölkchen sitzen. Keine Ahnung, wer die mal erfunden hat. Nein, ich glaube, dass mitten unter uns jeden Tag Menschen zu Engeln werden.
In der jüdisch-christlichen Tradition gehören Engel zum Leben. Sie sind Boten Gottes. In seinem Auftrag trösten sie, retten, richten auf und stellen sich auch schützend in den Weg. So zeigen sie den Menschen: Gott ist bei dir - schützend, tröstend, ein Halt, auch in der größten Not.
Engel mitten unter den Menschen
In dieser Woche wurden tausende Männer und Frauen in diesem Sinne zu Engeln – nicht nur bei der Feuerwehr, sondern auch beim THW, der Bundeswehr, dem Rettungsdienst. Boten, die der Himmel schickt: dorthin, wo die Deiche brechen. Wo eine im Auto eingeschlossen ist. Wo Menschen auf Dächern ausharren.
Immer wieder war in dieser Woche die Rede von der unglaublichen Arbeitsleistung dieser Helferinnen und Helfer in der Flut. Zwanzig-Stunden-Schichten und mehr. Ein paar Stunden Schlaf und dann weiter. Wie hält man das aus? Ich denke, da war oft mehr im Spiel als nur die eigenen Kräfte.
Nicht immer kommt Hilfe rechtzeitig
Zur Wahrheit gehört aber auch: Nicht überall kam die Hilfe rechtzeitig. Mehrere Menschen sind in den Fluten gestorben – auch ein Feuerwehrmann, selbst ein Helfer, hat seinen Einsatz mit dem Leben bezahlt.
Engel werden weiterhin gebraucht
In den nächsten Wochen und Monaten wird Gott deshalb viele weitere Engel brauchen: Menschen, die bereit sind, die Trauer mitzutragen und Trauernde zu begleiten. Die Hände halten. Die zuhören, trösten oder schweigen. Die da sind, wenn sie gebraucht werden.