
Herausforderung angenommen
Ich spiele Fußball. Bei einem unserer letzten Spiele standen die Chancen für meine Mannschaft schlecht. Die Niederlage war vorprogrammiert. Wir sind schon mit wenigen Spielerinnen angetreten. Die Hälfte von uns war dazu noch gesundheitlich angeschlagen. Neunzig Minuten, wenig Wechselmöglichkeiten. Aber wir haben alles gegeben.
Unentschieden gespielt und trotzdem unzufrieden
Gewonnen haben wir trotzdem nicht. Aber wir konnten ein unentschieden rausholen. Nach dem Spiel haben wir uns noch einmal im Abschlusskreis getroffen. Obwohl wir ja eigentlich mit einem viel schlechteren Ergebnis gerechnet hatten, waren wir trotzdem unzufrieden. Körperlich total erschöpft, da fühlt sich dieses Unentschieden wie eine Niederlage an.
Zum Spiel angetreten trotz widriger Umstände
Eine meiner Mitspielerinnen hat die richtigen Worte gefunden. Sie sagte: „Ich weiß, ihr seid frustriert. Wir hätten es verdient zu siegen. Wir wussten ja: eigentlich haben wir keine Chance. Und wir hätten den Kopf in den Sand stecken und das Spiel absagen können. Aber wir sind angetreten. Und wir haben als Gruppe zusammengestanden. Wir haben einander unterstützt und alles gegeben. Ich finde darauf können wir stolz sein. Mir hat es heute Spaß gemacht mit euch.“
Auch im Leben sind wir nicht immer die glorreichen Sieger
Mich haben ihre Worte berührt. Weil sie das Spiel in ein gutes Licht gerückt hat. Ich nehme mir vor, auch auf andere schwierige Momente in meinem Leben so zu schauen. Denn im Leben stehen wir auch nicht immer als glorreiche Sieger da.
Manchmal verlieren wir, ich bekomme den Job nicht, für den ich mich beworben habe. Oft läuft das Leben einfach vor sich hin, jeden Tag der gleiche Rhythmus, aufstehen, arbeiten, einkaufen, zwischendurch essen, schlafen gehen. Nicht schlecht, aber auch nichts Besonderes. Ein bisschen wie ein Unentschieden.
Das Leben annehmen und leben
Was zählt ist: das Leben trotzdem annehmen und leben. Sich der Welt und den heutigen Herausforderungen zu stellen. Den Herausforderungen genauso wie der Alltagsroutine. Das allein verdient doch schon Anerkennung.
In solchen Momenten, wenn ich mal hadere und nicht weiter weiß, dann hoffe ich, dass jemand da ist, wie meine Mitspielerin, die mit mir kämpft und mich aufrichtet und mir sagt: „Ich weiß, dass es gerade nicht gut aussieht. Aber ich bin da. An deiner Seite. Ich werde deine Hand halten, wenn du scheiterst. Und ich werde mit dir in Jubel ausbrachen, wenn du dein Glück nicht fassen kannst. Also: Herausforderung angenommen?“