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Andreas Wörsdörfer
Ein Beitrag von Andreas Wörsdörfer, Pastoralreferent, Katholische Pfarrei Dom St. Bartholomäus, Frankfurt am Main
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Heute ist Halbzeit auf dem Katholikentag in Erfurt. Kleiner als seine Vorgänger ist er, aber auch fokussierter. Und ich habe den Eindruck: Er ist politischer als die Kirchentage zuvor. In den Vor-Ankündigungen wurde auch nicht vom „großen Fest des Glaubens“ gesprochen, wie in den Jahren zuvor. Kein Ringelpiez mit Anfassen, kein katholisches Gedöns: Nein, es soll darum gehen, sich zu positionieren, Haltung zu zeigen.

Kirchlicher Einsatz für die Demokratie

Bundespräsident Steinmeier hat am Mittwochabend bei der Eröffnung den Einsatz der Christinnen und Christen für die Demokratie, für Arme und Ausgegrenzte gewürdigt. Gleichzeitig hat er beklagt, dass die Kirchen in Deutschland den Menschen immer weniger bedeuten. Und er schreibt der katholischen Kirche auf die To-Do-Liste, sich selbstkritisch mit dieser Tatsache auseinanderzusetzen.

In der Kirche: Missbrauchsskandal aufarbeiten

Die Kirche soll sich in die Gesellschaft und in die Politik einmischen. Sie soll sich nicht absondern von der Welt, ihr Ding machen und eine eigene Bubble bilden. Das fordern übrigens viele Traditionalisten in der Kirche. Das heißt aber gleichzeitig: Meine Kirche muss ihre Hausaufgaben machen. Der Missbrauchsskandal ist noch nicht ausreichend bearbeitet, und Haltungen und Regelungen von vorgestern stehen einem Dialog im Weg. Irme Stetter-Karp, die Präsidentin des Zentralrats der Katholiken erwartet, dass von den Bischöfen und vom Papst „nun endlich das Ruder herumgeworfen wird“. Und auch Bischof Neymeyr von Erfurt wünscht sich Schritte in Richtung Reform.

Christliches Menschenbild hochhalten

Der Kirche darf es nicht um sich selbst gehen. Um die Menschen muss es ihr gehen und damit um unsere Gesellschaft und um den Zustand der Welt. Und da haben es die Schwachen, die Ausländerinnen und Ausländer, die Geflüchteten, die Minderheiten echt schwer. Ich möchte, dass meine Kirche da Haltung zeigt, dass sie das christliche Menschenbild hochhält und klarmacht: Jeder Mensch hat eine Würde, und die ist zu schützen. Ich erhoffe mir, dass sie laut wird gegen jeglichen Populismus, gegen dumpfen völkischen Nationalismus, gegen Antisemitismus, Ausländerhass und Deportationsfantasien.

Sich einmischen in gesellschaftlichen Diskurs

„Zukunft hat der Mensch des Friedens“: Das ist das Motto des Katholikentags. Und Zukunft hat nur eine Kirche, die auf die Menschen hört und sich einmischt in den Diskurs der Gesellschaft – nicht lehrmeisterlich, sondern auf Augenhöhe. Ich bin gespannt, was ich bis Sonntag noch aus Erfurt höre.

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