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Die Ersten werden die Letzten sein
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Die Ersten werden die Letzten sein

Andreas Wörsdörfer
Ein Beitrag von Andreas Wörsdörfer, Pastoralreferent, Katholische Pfarrei Dom St. Bartholomäus, Frankfurt am Main
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„Ein bisschen mehr Sport würde Ihnen schon guttun“, das hat mir mein Arzt beim letzten Besuch gesagt. Und gleich hat er Vorschläge gemacht: Joggen, mehr Fahrrad fahren, vielleicht auch einen Kurs in Richtung Ausdauer und Kraft. Oh je, das sind Hürden, die mein innerer Schweinehund erstmal überwinden muss.

Getröstet hat mich das damals nicht

Als Kind war ich noch weniger eine Sportskanone. Bundesjugendspiele waren für mich immer eher peinlich. Eine Ehrenurkunde habe ich – soweit ich mich erinnern kann – nie bekommen. Wie auch, wenn ich bei den Wettbewerben mal wieder eher im hinteren Drittel war? „Ach komm – die Letzten werden die Ersten sein“. Diesen Spruch habe ich dann immer mal wieder gehört. Ob er aufmunternd oder eher flapsig gemeint war, weiß ich nicht. Eines aber weiß ich noch: Getröstet hat mich das damals nicht, denn es war ja nicht so. Letztes Drittel ist letztes Drittel. Bei Wettbewerben, wo es um höher, schneller, weiter geht, sind und bleiben die Ersten eben die Ersten.

Das Loslassen von scheinbar wichtigen Dingen

„Viele aber, die jetzt die Ersten sind, werden dann die Letzten sein, und die Letzten werden die Ersten sein.“ (Markusevangelium 10,31) Das sagt Jesus im Markusevangelium zu seinen Jüngern. Diesen Satz kann man heute in den katholischen Gottesdiensten hören. Damals ging es allerdings nicht um einen Wettkampf, sondern eher um die Nachfolge und um das Loslassen von Dingen, die scheinbar wichtig sind und um Besitz.

Es geht um die Umkehr meiner Sichtweise

„Die Letzten werden die Ersten sein“: Damals in der Schule, beim Sport eine flapsige Aussage. Heute höre ich den Satz ganz anders. Es ist nicht als Vertröstung auf bessere Zeiten gemeint, sondern es geht um die Umkehr meiner Sichtweise. Wenn ich von dem „Höher, Schneller, Weiter“ lassen kann, wenn ich nicht dauernd nach Bestätigung und Anerkennung suche, dann habe ich die Chance, freier zu werden.

Das soll aber keine Ausrede sein

Das versuche ich immer mehr einzuüben. So ziehen mich verlorene Wettkämpfe nicht mehr so runter. Was aber keine Ausrede sein soll. Dem Rat meines Arztes will ich trotzdem folgen und in Zukunft mehr Sport machen.

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