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Seelenvogel
GettyImages/Borut Trdina

Seelenvogel

Dr. Peter Kristen
Ein Beitrag von Dr. Peter Kristen, Evangelischer Pfarrer und Studienleiter, Religionspädagogisches Institut Darmstadt
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Über die Seele zu sprechen ist nicht leicht. Die Seele hat keine Größe, kein Gewicht und weder Gestalt noch Farbe. Und doch können Menschen lernen, auf ihre Seele zu hören und für sie zu sorgen.

Um über die Seele reden zu können, muss man seinen Worschatz  erweitern

Ich habe darüber mit Carolin Tschage gesprochen. Sie ist Lehrerin für Religion und hat ein Buch über Seelsorge in der Grundschule geschrieben.[1] Sie sagt: „Damit Menschen sagen können, wie es in ihrer Seele aussieht, ist es gut, wenn sie ihr Repertoire an Worten für Gefühle erweitern. Das ist bei Kindern genauso wie bei Erwachsenen.“

Seele erklären für Kinder

Beim Wörterfinden hilft Kindern in der Schule das Büchlein „Der Seelenvogel“. Darin steht: „Ganz tief in uns ist die Seele. Noch niemand hat sie gesehen, aber jeder weiß, dass es sie gibt. Und noch nie, kein einziges Mal, wurde ein Mensch ohne Seele geboren. Denn die Seele schlüpft in uns, wenn wir geboren werden, und sie verlässt uns nie, keine Sekunde, solange wir leben.“

Der "Seelenvogel" macht anschaulich, was wir Seele nennen

Im Buch macht ein Vogel anschaulich, was wir Seele nennen: Der Seelenvogel steht in der Mitte der Seele auf einem Bein und er fühlt alles, was wir fühlen. Der Seelenvogel besteht aus lauter Schubladen. Alles, was Menschen fühlen, hat eine Schublade, Freude und Trauer, Eifersucht und Hoffnung, Wut und Leere… 

Das Büchlein lädt Kinder und Erwachsene ein, Worte zu finden für die Gefühle, die in ihrer Seele wohnen und ihnen Raum zu geben. Sie lernen: Frag nach deiner Seele. Drück aus, ob die Seele vor Freude singen will oder zu Tode betrübt ist.

Manchmal dindet man nicht die richtige Schublade für seine Gefühle

Carolin Tschage sagt: Das geht nicht immer alles glatt. Ein Mädchen hat einmal für seine Gefühle keine Schublade gefunden. Das Mädchen hat gesagt: „Alles ist so durcheinander wie ein Wollknäuel“. Aber auch dafür hat der Seelenvogel Raum. Bei manchen Schubladen kann man selbst bestimmen, was darinnen ist. So ein Gefühlsknäul miteinander zu entwirren, dafür bietet die Seelsorgerin in der Schule ihre Hilfe an. Und für Erwachsene tun das Seelsorgerinnen und Psychologen oder die Telefonseelsorge.

Das Bilderbüchlein endet so: Es ist gut, wenn wir auf den Seelenvogel horchen, der tief, tief in uns ist. Vielleicht, wenn alles still ist.


[i] Der kindlichen Seele Raum geben, Göttingen 2024

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