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Ich verweigere
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Ich verweigere

Clemens Weißenberger
Ein Beitrag von Clemens Weißenberger, Katholischer Pastoralreferent, Frankfurt
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Ich war mir damals sowas von sicher: Ich werde verweigern. Und so habe ich nach dem Abitur, wie viele aus meinem Jahrgang, statt der Bundeswehr den Zivildienst gewählt. Ich war in einem Alten- und Pflegeheim und da in einer Station für Menschen, die alters- oder krankheitsbedingt besonders betreut werden mussten. Kein leichter Job für mich damals. Schichtdienst, auch Nachtdienst, Menschen im Alter pflegen und ihnen nicht helfen können. Und sie auch sterben sehen. Ich erinnere mich gut daran, dass ich die Bewohner, die mir nahegestanden haben, auch für die Beerdigung vorbereitet habe. Mit einer Pflegerin haben wir sie gewaschen und so angezogen, wie sie bestattet werden wollten.

Mein Glaube war meine Begründung

Schon bei meiner Verweigerung war mir mein Glaube Grundlage bei dem, was ich dachte: Weil alle Menschen von Gott gewollt und geliebt sind, kann ich es nicht mit meinem Gewissen vereinbaren, jemanden zu töten. So habe ich es damals in der Begründung meiner Verweigerung geschrieben. Der Glaube hat mir dann auch die Kraft gegeben, die oft schweren Situationen im Altenheim zu bestehen. Das Körperliche ging ja noch, damals war ich gerade mal 20 Jahre alt. Aber das mir so vieles auf der Seele lag, das konnte ich ertragen, weil ich es bei Gott abladen konnte: die Frau, die keine Kinder in der Nähe wohnen hatte und nie Besuch bekam, der Mann, der verwirrt mitten in der Nacht aufgestanden ist, sich anzog und zur Arbeit wollte. Oder die Frau, die in ihrer Schizophrenie Wahnvorstellungen hatte. Denen habe ich versucht, nicht nur Pflege, sondern auch Liebe zu geben. Das sehe ich noch heute als einen wichtigen Dienst an.

Wir wüssten beide nicht, wie wir uns heute entscheiden würden

Mit einem Freund habe ich mich erst vor kurzem über den Zivildienst und die Verweigerung unterhalten. Beide kamen wir zum Schluss: Wir wüssten nicht, wie wir heute entscheiden würden. Beide haben wir Familien, Kinder. Und beide haben wir uns entwickelt. Und auch die Welt, Europa, hat sich weitergedreht, allein dass der kalte Krieg endet und Deutschland wieder ein Staat wird, das hat so viel verändert.

Ein unglaubliches Geschenk, in einem friedlichen Land zu leben

Wenn ich heute entscheiden müsste und wäre ein junger Ukrainer, dessen Land von Russland angegriffen wird, was würde ich machen? Für mich ist es ein unglaubliches Geschenk, in einem demokratischen Land zu leben, in dem Frieden herrscht. Und in dem ich entscheiden kann, ob ich den Dienst an der Waffe oder einen anderen Dienst leiste. Wo mein Gewissen zählt. Und mein Glaube.

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