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Christentum kann weh tun
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Christentum kann weh tun

Clemens Weißenberger
Ein Beitrag von Clemens Weißenberger, Katholischer Pastoralreferent, Frankfurt
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Mit Jugendlichen aus der Firmvorbereitung war ich in der Woche nach Ostern in Rom. Das war eine tolle Woche, in Rom schien jeden Tag die Sonne. Und auch mein Herz ging auf, weil ich mich auf vielen Sehenswürdigkeiten in Rom freue, die wir gesehen haben und die ich den Jugendlichen zeigen durfte: Kolosseum, Pantheon, Engelsburg, die spanische Treppe und der Trevi Brunnen. Und dann begeistern mich immer wieder die Kirchen in Rom, besonders der Petersdom. Allein der Blick von der Kuppel über Rom ist gigantisch.

Was bedeutet christliche Nächstenliebe und Nachfolge?

Wir hatten in unserer Rom Woche einen roten Faden. Es ging da um die Werke der Barmherzigkeit. Die hat Jesus mal genannt, als es darum ging: Was gehört zur christlichen Nächstenliebe und zur Nachfolge? Und Jesus nannte: Hungernde speisen, Durstigen zu trinken geben, Nackte bekleiden, Fremde aufnehmen, Gefangene und Kranke besuchen. (vgl. Matthäusevangelium 25,31-46)

Das hätte die Jugendlichen eine irre Überwindung gekostet

In Rom sind uns die vielen Obdachlosen aufgefallen. Vielleicht auch, weil wir wegen der „Werke der Barmherzigkeit“ anders hingesehen haben. Dabei ist uns eins deutlich geworden: Christ zu sein kann ganz schön weh tun. Wie bei den Obdachlosen. Die leben in Zelten oder unter Brücken, dort liegt Müll, es riecht. Eine Jugendliche wollte beim ersten Anblick einer „Unterkunft“ eines Obdachlosen nicht mal vorbeigehen. Sie musste sich überwinden. Schwer auszuhalten. Oft sind Obdachlose krank, haben offene Wunden, psychische Schwierigkeiten, betteln, sind schlecht gekleidet und stinken einfach. Es tut weh auszuhalten, dass Jesus gesagt hat: Geht zu denen und helft ihnen! Wir sind, ehrlich gesagt, nicht zu ihnen gegangen. Die Jugendlichen haben zugegeben, dass sie das irre Überwindung gekostet hätte. Und wir haben nicht geholfen, dafür ist schon unser Italienisch nicht gut genug.

Er versucht, das zu leben, was Jesus gefordert hat

Die Gemeinschaft Sant’Egidio haben wir auch besucht und Johannes kennengelernt. Er studiert in Rom, kommt aus Deutschland und hat uns erzählt: Die Gemeinschaft kümmert sich um alte Menschen, Flüchtlinge, Obdachlose. Er begleitet Obdachlose in Rom in dem Viertel, in dem er wohnt. Er versucht, das zu leben, was Jesus gefordert hat: Menschen in Not zu helfen. Und auch er hat erzählt: Das tut manchmal weh. Mich und die Jugendlichen hat das beeindruckt. Eine Jugendliche hat gesagt: „Ich fand’s klasse, wie sich Johannes einsetzt für die Obdachlosen! Ich nehme mir vor, wenn wir zurück sind, das auch zu machen. Zu helfen.“

Jesus will, dass wir seine Liebe weitergeben

Christentum zu leben, kann manchmal schwer sein und weh tun. Aber auch das will Jesus. Weil genau das heißen kann, seine Liebe weiter zu geben.

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