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Alles neu macht der Mai
Bild: Anja/Pixabay

Alles neu macht der Mai

André Lemmer
Ein Beitrag von André Lemmer, Katholischer Pfarrer in der Pfarrei Sankt Elisabeth in Kassel
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Alles neu, macht der Mai. Mittlerweile ist es zu einem Sprichwort geworden. Ich muss gestehen, dass ich den Ursprung, also das Lied von Herrmann Adam von Kamp auch erst kennenlernte, als ich das Sprichwort schon lange kannte. Ich nehme den Mai aber genau so wahr. Jetzt steht alles in Blüte. Jetzt nehme ich wahr, dass die Natur aufbricht und sich aufmacht und alles Dunkle und Triste vertreiben will. Genau so, wie es in dem Lied besungen wird.

Ich genieße diese Tage mit der Wärme in der Frühjahrssonne. Ich genieße die unterschiedlichen Düfte, die die Natur jetzt zu bieten hat. Ich bin froh, dass die Bäume jetzt wieder voll im Grün stehen. Immer wieder muss ich mich aber daran erinnern, dass dieses Gefühl eine Ursache hat. Nur weil die Bäume im vergangenen Herbst die Blätter abgeworfen haben, nur weil die gesamte Natur sich zurückgezogen hat, kann sie jetzt aufbrechen und ich kann mich an ihr freuen.

Damit also etwas aufbrechen kann, neu werden kann, muss es auch die Möglichkeit dazu haben. Auch Jesus Christus weiß das. Immer wieder nutzt er das Bild vom Weinstock. Die Winzer in der Zeit Jesu, genau so wie die Winzer heute wissen: Die Reben müssen geschnitten werden, damit sie neu aufbrechen und Frucht bringen können. Mit ihrem Schnitt schaffen sie die Möglichkeit, dass der Weinstock neu aufbrechen kann.

Möglichkeiten schaffen, einen Aufbruch wagen

Alles neu macht der Mai. Wie die Natur die Möglichkeit braucht aufzubrechen, brauche auch ich zunächst eine Möglichkeit, um etwas in meinem Leben zu ändern. Die kann sich zufällig in meinem Leben ergeben, ich kann sie aber auch schaffen. Manchmal dadurch, dass ich zuerst etwas lasse. Aufbrechen bedeutet nicht gleich ein höher, schneller, weiter in meinem Leben, sondern ganz oft zunächst mal ein weniger. Ich kann Luft holen, verschnaufen und ganz in Ruhe die Möglichkeiten suchen, die sich dadurch bei mir und in meinem Leben ergeben.
Immer wieder suche ich dazu die Nähe zu Jesus Christus. Er lässt mich in dieser Ruhe, er zeigt mir im Gebet und in den Gottesdiensten, dass ich so sein darf, wie ich bin. Er lädt mich ein zu dieser Ruhe und gibt mir Mut, die Möglichkeiten zu sehen und sie anzugehen. Dabei kann ich genießen, was schon aufgebrochen ist. Ich kann mich aber auch jetzt schon auf das freuen, was noch kommen wird. Alles neu macht nicht nur der Mai.

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