
Verwechslungsgefahr
Die Apostel Paulus und Barnabas sind unterwegs auf Missionsreise. Sie kommen in eine Stadt namens Lystra. Diese Stadt liegt heute in der Türkei. Dort predigen sie die Frohe Botschaft Jesu Christi. Vielleicht haben ihnen einige Menschen zugehört, aber die Menge der Menschen tobt, als Paulus einen Gelähmten heilt. Die Menschen sehen das Wunder und rufen, die Götter seien auf die Erde zu ihnen gekommen.
Hier entsteht eine Verwechslung, die merkwürdiger nicht sein kann. Die Frohe Botschaft, die die Apostel verkünden, ist ja das eigentliche. Und es ist die Frohe Botschaft, die ihnen die Kraft und Macht gibt, den Gelähmten zu heilen. Aber es ist lediglich die Heilung, die großes Aufsehen hervorruft. Die Menschen in Lystra verwechseln das Ergebnis mit dem Grund. Ohne den Glauben und die Botschaft Jesu hätte es ja keine Heilung gegeben.
Nicht verwechseln: Werk und Wirkung
Ich als Pfarrer muss auch immer wieder aufpassen, dass ich dieser Verwechslung nicht erliege. Und zwar bei mir selbst. Ich heile zwar keine Gelähmten, aber ich verfalle manchmal zu schnell in die Annahme, dass es an mir liegt, was aus meiner Pfarrgemeinde wird. Zunächst ist es nicht mein Verdienst und mein Können, welches in meiner Pfarrgemeinde wichtig ist. Es ist die Botschaft Jesu. Es ist das unbedingte Vertrauen darauf, dass er durch das Evangelium, die Sakramente und jedes Gemeindemitglied wirkt. Ich kann natürlich meinen Teil dazu beitragen, aber eben nur meinen Teil. Die Apostel können den Gelähmten nicht aus sich heraus heilen, sondern weil sie dazu von Jesus befähigt und begleitet wurden.
Die Pfarrgemeinde, in der ich lebe und arbeite, ist nicht von mir abhängig, sondern von der Verbindung zu Jesus Christus. Jeder Mensch, der an Gott glaubt, ist nicht abhängig vom Pfarrer oder der Gemeindeleitung, sondern in erster Linie von der Begegnung mit dem Evangelium. Daraus geschieht Leben, daraus geschieht Heilung.
Mir persönlich nimmt das eine große Verantwortung und gibt mir eine freudige Zuversicht, dass ich mitgestalten darf. Ich sollte das nur nicht verwechseln.