
Wie geht Frieden?
Bei jedem Gottesdienst wird er ausgetauscht: der Friedensgruß. Dabei wünschen sich die Menschen in den Bänken gegenseitig „Der Friede sei mit dir!“. Lange Zeit habe ich diesen Friedensgruß als merkwürdig empfunden. Denn immer wieder wünschen sich Gottesdienstbesucher gegenseitig Frieden und manchmal direkt nach dem Gottesdienst geht es auf dem Kirchplatz los: Da wird getratscht und abfällig über Diese oder Jenen gesprochen, Politik diskutiert und den Politikern die Fähigkeit abgesprochen, überhaupt fähig für ihr Amt zu sein.
Immer wieder frage ich mich dann: Wo ist jetzt der Friede, den wir alle uns eben noch gewünscht haben?
Aus dieser Perspektive scheint es wirklich sehr scheinheilig. Ich frage mich „Was braucht es, dass dieser Friede länger hält als nur für die Dauer eines Gottesdienstes? In dem Teil des Johannesevangeliums, welchen wir heute in den Gottesdiensten hören, ist für mich ein wichtiger Hinweis zu finden. Jesus sagt zu seinen Jüngern: „… meinen Frieden gebe ich euch, nicht einen Frieden, wie die Welt ihn gibt, gebe ich euch. Euer Herz beunruhige sich nicht und verzage nicht.“
Mein innerer Friede für eine friedvollere Welt
Der Friede, den mir Jesus geben will, ist also zunächst kein Frieden von außen. Es ist nicht zuerst die Abwesenheit von Krieg oder Boshaftigkeit. Es ist eine innere Ruhe und Ausgeglichenheit. Es ist die Hoffnung und Perspektive, dass die Welt sich zum Guten verändern kann, auch wenn es manchmal nicht danach aussieht. Der Friede, den Jesus uns hinterlässt, ist das tiefe Vertrauen darauf, dass ich mit ihm aushalten kann, was ich nicht ändern kann. Und es ist die Gewissheit, dass ich gerade dann etwas ändern kann, wenn ich diesen Frieden in mir spüre. Mein innerer Friede ist dabei nicht von einem äußeren Frieden abhängig. Aber gerade der Friede, den die Welt braucht, kann ich mitgestalten, wenn ich meinen inneren Frieden suche.
Die Frage, wie Frieden geht, lässt sich also beantworten. Suche nicht den Frieden in der Welt, sondern suche den Frieden in dir, dann kannst du mit ihm gestalten. Mein innerer Friede nährt sich aus dem Glauben daran, dass Gott einen Plan mit dieser Welt hat, der zum Guten führt und ich im Kleinen mitgestalten kann.