Die Prinzen: Geliebte Zukunft
Wer kann denn schon wissen
Was morgen ist und später kommt?
Was irgendwann mal sein wird
Du bist die Antwort, dich gibt′s prompt
Es ist schön, dass es dich gibt.
Du machst aus Kindern Astronauten
Aus Trauben machst du Wein
Aus Krach entstehen Lieder
Und aus Wolken Sonnenschein
Es ist schön, dass es dich gibt.
Als die Band „Die Prinzen“ dieses Lied im Mai 2021 auf dem Album „Krone der Schöpfung“ veröffentlicht, kann ich die Stimmung nicht sofort teilen, dass die Zukunft geliebt ist.
Die Coronapandemie hatte die Welt damals fest im Griff. Das Einzige, was ich von der Zukunft in der Zeit wahrnehme, ist eine große Portion Ungewissheit und immer neue Auflagen. Zwar scheint sich die Lage etwas zu verbessern, aber richtige Erleichterung spüre ich nicht. Insgesamt schaue ich doch sehr pessimistisch auf die Zukunft, zumindest die nahe.
Trotzdem höre ich mir das Lied noch mal an. Und noch mal. „Aus Krach entstehen Lieder“ singt der Tenor Jens Krumbiegel und in mir kommt eine andere Stimmung auf, vielleicht auch wegen der Dynamik des Liedes. Ich bekomme Lust, über Zukunft nachzudenken.
Du bist wie ein neuer Morgen
Wie das erste Tageslicht
Du bist unsre große Sehnsucht
Weil du der Ort für Träume bist
Geliebte Zukunft
Wir sind bereit für alles, was als Nächstes kommt
Wir treffen uns am Horizont
Wir gehen auf Wegen, die noch keiner kennt
Geliebte Zukunft
Woran liegt es eigentlich, dass sich so oft Sorgenfalten auf der Stirn abzeichnen, wenn ich an die Zukunft denke? Und damit bin ich ja auch nicht allein. Im Jahr 2022 haben, laut einer SINUS-Studie, über die Hälfte aller jungen Menschen von 14 bis 24 Jahren sehr skeptisch in die Zukunft geschaut und in den Satz eingestimmt: „Früher war alles besser!“
Ausschlaggebend sei dafür die Sehnsucht nach Sicherheit und Beständigkeit. Wenn es darum geht, dann hat die Zukunft ja wirklich einen entscheidenden Nachteil. Sie ist in einem hohen Grad unberechenbar. Viele Dinge kann ich nicht beeinflussen. Ich muss es nehmen, wie es kommt, und das ist eben einfach nicht immer planbar. Ist das der Charakter der Zukunft? Bleibt sie für mich wie ein Glücksspiel, auf dessen Ausgang ich immer nur warten muss? Enthält Zukunft nicht auch andere Aspekte?
Grenzenlose Träumereien
Die Prinzen helfen mir. Aus Kindern werden Astronauten, aus Trauben wird Wein. Zukunft ist keine eigene Dimension, die für sich genommen werden kann, sondern sie ist das Werden. Es geschieht etwas, es bleibt nicht stehen. Es wird aus dem, was schon ist. Und es bewegt sich so viel, dass ich gar nicht beachte oder sehe. Menschen legen gerade jetzt Grundlagen für ihre Zukunft, durch Ausbildung, Studium, durch ihre tägliche Arbeit oder vielleicht auch einfach, indem sie sich verlieben – gerade jetzt in diesem Moment. Und auch wenn nicht alles bis ins Letzte beeinflussbar ist, kann doch auch das schön sein. Denn weil nicht alles festgeschrieben ist, öffnet mir die Zukunft einen weiten Raum. Den Ort für Träume. Ich darf in die Zukunft träumen. Ich darf mir vorstellen, was sein könnte und dabei gibt es erst mal keine Grenzen.
Ich gebe zu, ich träume gerne von meiner eigenen Zukunft. Wo werde ich denn mal sein, in zehn oder zwanzig Jahren? Was werde ich bis dahin alles erleben, wem werde ich dabei alles begegnen? – Wenn ich mir solche Gedanken mache, sind diese tatsächlich ziemlich positiv. Denn ich muss dabei nicht realistisch bleiben. Ich darf mir vorstellen, dass ich in 30 Jahren in meinem Ruhestand an einem weißen Sandstrand sitze, Strohhut auf dem Kopf einen bunten Cocktail in der Hand. Meine Zehen werden von den leichten Wellen eines türkisblauen Meeres umspült und ich lächle zufrieden auf den Horizont hinaus.
In dieser Zukunft gibt es anscheinend keinen Klimawandel. Es gibt keine Konflikte, Kriege oder Nöte, die mir das Lächeln schwer machen. Scheinbar ist in dieser Zukunft alles perfekt.
Manchmal denke ich, ich sollte aufhören mit diesen Träumereien. Das ist doch alles unrealistischer Quatsch. Doch je öfter ich so etwas träume, desto mehr bekomme ich Lust, diese Zukunft auch real zu machen. Ich spüre, dass mein Tun und Handeln heute, hier und jetzt, den Grundstein dafür legen kann, was später ist. Und ich finde es wichtig, tatsächlich so zu leben, dass meine Vision von Zukunft zumindest möglich wird.
Wir sind bereit für das, was du uns geben kannst
Auf unsrer Reise übern Tellerrand
Wir geben alles nur für diesen Moment
Geliebte Zukunft
Auch die Prinzen wissen, dass die Zukunft ein Prozess ist. Sie bildet sich aus der Summe aller Momente vorher und aus den Entscheidungen, die ich und alle anderen Menschen in diesem Moment treffen.
Ich darf bereit sein, jede Chance zu nutzen, die meine Vision ein bisschen mehr real werden lässt. Und ich finde, das sollte jeder tun. Ich bin mir sicher, dass die aller meisten Menschen nämlich eine Vision von Zukunft haben, die ohne Klimawandel, Krieg oder Hunger auskommt.
Wir gemeinsam sind die Zukunft
Wenn ich mir immer wieder vor Augen führe, dass meine scheinbare Träumerei eigentlich nichts anderes ist als ein Ideal für eine bessere Welt, in der ich einen Platz habe, wird mir bewusst: Es kommt dabei auch auf meine Entscheidungen an. Ich kann mich nicht mehr rausreden, dass ich nichts gegen den Klimawandel usw. machen kann. Meine kleinen, täglichen Entscheidungen zählen. Egal wie unbedeutend sie in meinen oder anderen Augen erscheinen, sie tragen dazu bei, was irgendwann mal sein wird. Zukunft entscheiden also nicht nur die Großen und Mächtigen, sondern vielmehr die Milliarden anderen und ich.
Aus Kriegen machst du Frieden
Aus Spreewaldgurken Kult
Machst aus Kohle Diamanten
Und aus Scheiße manchmal Gold
Es ist schön, dass es dich gibt
Du bist Ziel und Perspektive
Weil du Mut in uns entfachst
Du bleibst unsere beste Freundin
Weil du neue Hoffnung machst
Geliebte Zukunft
Ich gebe es gerne zu: Zukunft hat für mich etwas mit Fülle zu tun. Es ist von allem etwas für alle da. Dabei besonders wichtig: In meiner Zukunft muss Zukunft möglich sein. Ich selbst muss mutig sein, jetzt schon so zu leben, dass Zukunft nicht nur für mich, sondern für alle möglich ist. Das macht etwas mit mir, das macht etwas in mir. Ich kann nur die Zukunft lieben, die auch weitere Zukunft zulässt. Damit bin ich nicht nur ein Mensch, der ganz rational im Hier und Jetzt lebt, sondern ich bin ein Mensch, der auch schon mit dem Blick auf die Zukunft lebt. Und dieser Blick ist nicht pessimistisch, sondern optimistisch. Ich habe die Hoffnung, dass immer mehr Menschen, in ihren kleinen, persönlichen Entscheidungen so handeln, dass nicht nur der Moment okay, sondern Zukunft richtig gut wird.
Ich glaube übrigens fest daran, dass Gott sich jedes Mal freut, wenn jemand eine Entscheidung trifft, die positiv für unsere Zukunft ist. Am Anfang steht die Schöpfung. Und auch, wenn uns in der Bibel der Schöpfungsbericht nach 7 Tagen abgeschlossen erscheint, bleibt Schöpfung ein Werden. Schöpfung bedeutet Entwicklung. Und Schöpfung braucht, um wirklich gut zu sein, auch eine Zukunft. Gott hat die Schöpfung auf Zukunft und Entwicklung ausgelegt. Und ich bin Teil dieser Entwicklung und des Werdens. Entweder passiv und manchmal störend oder aktiv und gestaltend. Ich stelle mir vor, dass Gott lächelt, wenn ich meine täglichen und kleinen Entscheidungen so treffe, dass ich hoffnungsvoll und gespannt auf das schauen kann, was die Zukunft so bringt. Und tatsächlich kann ich dann anfangen, die Zukunft zu lieben. Auch wenn sie viel bereithält, was ich noch nicht kenne und ich auch nicht alles beeinflussen kann. Ich kann sie lieben, weil ich mitgestalten kann. Nicht irgendwann, sondern jetzt. Und vielleicht, viel später in meiner geliebten Zukunft, schaue ich vom Strand auf das türkisblaue Meer und weiß, dass ich mit meinem Lächeln nicht alleine bin.
Wir sind bereit für alles, was als Nächstes kommt
Wir treffen uns am Horizont
Wir gehen auf Wegen, die noch keiner kennt
Geliebte Zukunft
Wir sind bereit für das, was du uns geben kannst
Auf unsrer Reise übern Tellerrand
Wir geben alles nur für diesen Moment
Geliebte Zukunft
Wir geben alles nur für diesen Moment
Geliebte Zukunft
Geliebte Zukunft