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Lebe so, als wäre jeder Tag dein letzter?

Claudia Sattler
Ein Beitrag von Claudia Sattler, Evangelische Pfarrerin, Herborn
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Lebe jeden Tag, als wäre es dein letzter. Das ist so eine Postkartenweisheit, die ich öfters höre. Im Sinn von: Lebe ganz bewusst.

Genieße den Kaffee am Morgen und den Sonnenstrahl in der Mittagspause. Denn ja, es könnte ja auch der letzte Tag sein. Das Leben ist zerbrechlich. Keiner weiß, wann es zu Ende ist.

Der Satz klingt erst einmal schlau

Ich finde es schlau, sich an die eigene Endlichkeit zu erinnern. Mich macht das dankbar. Ich bin dankbar, dass ich schon so viele gute Tage erlebt habe. Ich möchte mich erinnern, dass jeder neue Tag nicht selbstverständlich ist. Er ist ein Geschenk.

Aber: Wenn jeder Tag der letzte sein könnte, kann das Angst machen, etwas zu verpassen, irgendwie am richtigen Leben vorbeigerannt zu sein.

Nicht jeder Tag ist ein Geschenk

Wenn es wirklich mein letzter Tag wäre, würde ich manche Routine-Arbeit nicht machen, die ich aber machen muss, weil’s nötig ist.

Außerdem weiß jeder: Manche Tage sind kein Geschenk, sondern eine Last. Wie soll man diese Tage genießen?  Aus solchen Tagen kann ich nicht das Meiste und das Beste herausholen, das wäre verlogen und anstrengend.

Das Leben ist zwar endlich, aber...!

Ich würde deshalb die Postkarte gerne umschreiben. Vielleicht so: "Das Leben ist zerbrechlich, geht aber gut aus. Also mutig rein!"

Denn das glaube ich. Dass das Leben gut ausgeht, jedenfalls ganz am Ende. Ich glaube, dass ich dann bei Gott ankomme und das Schwere abfällt und das Kaputte heilt.

Ich glaube: Dann bin ich am Ziel. Ich glaube: An diesem Ziel kann ich gar vorbeirennen. Mir tut das gut. So zerbrechlich das Leben ist, so kaputt manchmal auch: Am Ende wird Gott es gut machen. Also will ich mutig rangehen, auch heute.

 

 

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