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"Du bist viel zu gutgläubig"
GettyImages/Aleksander Georgiev

"Du bist viel zu gutgläubig"

Dr. Ulf Häbel
Ein Beitrag von Dr. Ulf Häbel, Evangelischer Pfarrer, Laubach-Freienseen
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„Du bist viel zu gutgläubig!“, hat ein guter Freund zu mir gesagt. Ich hatte ihm erzählt, dass ich jemandem Geld geliehen habe. Der war in finanziellen Schwierigkeiten. Er sagte, ihm wird der Strom und das Telefon abgestellt, wenn er nicht zügig seine Rechnungen bezahlt.

Bin ich zu gutgläubig?

„Und das hast du ihm geglaubt? Bist du sicher, dass es stimmt?“, fragte mich mein Freund. Nein, ich bin mir nicht sicher. Mir gefällt auch nicht der Gedanke, der Fremde könnte mit meinem Geld Zigaretten und Alkohol kaufen. Einen Vertrag über die Rückzahlung habe ich auch nicht gemacht. Vielleicht hat mein Freund recht. Vielleicht bin ich zu gutgläubig.

Bei echter Not müssen wir helfen

Es lässt mich nicht kalt, wenn Menschen in Not sind. Aber ich will nicht in meiner Gutmütigkeit ausgenutzt oder betrogen werden. Das gehört sich nicht. Bei echter Not aber müssen wir helfen. Und die Not auf der Welt ist groß. Daher spende ich regelmäßig und unterstütze verschiedene Hilfsorganisationen.

Auch dabei kann man skeptisch sein und fragen: Kommen die Spenden denn wirklich bei den Notleidenden an? Mein kritischer Freund würde bestimmt sagen: „Sei nicht zu gutgläubig.“

Hoffnung auf das Gute im Menschen

Aber ich bleibe dabei. In dem Wort gutgläubig steckt doch auch eine Sehnsucht und Hoffnung: dass es das Gute im Menschen und in der Welt gibt. Die Vision von einem erfüllten Leben gebe ich nicht auf.

 

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