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Woher kommt mir Hilfe?
Bild: medio.tv / Schauderna

Woher kommt mir Hilfe?

Ein Beitrag von Frank-Nico Jaeger, Evangelischer Pfarrer, Bad Hersfeld
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Warum muss sie gerade jetzt an die Worte ihres Pfarrers denken? 17 Jahre ist das her, kurz vor der Konfirmation hatte der Pfarrer mit ihnen die Konfirmationssprüche ausgesucht. Ihrer war aus dem Jesaja-Buch. Siehe, Gott der HERR hilft mir; (Jesaja 50,9)

Lange Schlange vor der Ausgabestelle der Tafel

Die Schlange vor der Ausgabestelle ist lang. Sie weiß, sie wird noch ein bisschen hier stehen müssen. Zwei Taschen hat sie mit dabei. Zwei Taschen für eine ganze Woche. Sie selbst isst seit langem nur einmal am Tag, mit den Kindern, wenn die aus der Schule kommen. Denen soll es an nichts fehlen.

Sie hofft, nicht erkannt zu werden

Darum steht sie hier und zählt nochmal nach: Sie ist die neunzehnte. Passanten huschen vorbei, manche bemüht, die Wartenden auf dem Gehsteig zu ignorieren. Andere schauen ganz direkt hin; sie hofft nur, niemanden zu erkennen und nicht erkannt zu werden.

Ein unerwartetes Geschenk

Jetzt ist sie an der Reihe. Die Räume der Tafel sind gut geheizt. Endlich weg von der Straße. Die Menschen hier sind alle sehr freundlich. Hier gibt es keine hämischen Blicke, hier gibt es eine warme Tasse Kaffee.

Vor kurzem hat sie in ihrem Briefkasten einen dicken Umschlag gefunden. Voller Gutscheine für Kleidung, Essen und ein undatiertes Bahnticket war auch darin. Alles anonym. Da konnte sie nicht anders und hat geweint. Vor Glück. Und vor Dankbarkeit.

Gut, dass es die Arbeit der Tafel gibt

An diesem kalten Frühlingstag, in den warmen Räumen der Tafel, mit ihrem Kaffee in der Hand und ihrem Konfirmationsspruch - im Kopf, in diesem Moment ist sie so glücklich wie sie sein kann.

Siehe, Gott der HERR hilft mir. Gut, dass es die Tafelarbeit gibt - gut, dass Menschen sich für andere einsetzen und andere Gottes Nähe konkret erfahren lassen.

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