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Was ist meine Berufung?
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Was ist meine Berufung?

Jochen Straub
Ein Beitrag von Jochen Straub, Seelsorge für Menschen mit Behinderung im Bistum Limburg
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Seit einiger Zeit sehe ich immer wieder große Schwärme von Zugvögeln über den Himmel ziehen. Ihr Trompeten begeistert mich einfach. Genauso freue ich mich über die vielen singenden Vögel, die ich in meinem Garten höre.

Ein Adler-Ei im Hühnerhof

Das lebendige Treiben der Vögel erinnert mich an die afrikanische Erzählung über einen Adler: Ein Bauer fand einmal ein Adler-Ei und legte es einer seiner Hennen im Hühnerhof ins Nest. Der Adler wurde zusammen mit den Küken ausgebrütet und wuchs mit ihnen auf. Da er sich für ein Huhn hielt, gackerte er. Er schlug mit den Flügeln und flatterte immer nur höchstens einen oder anderthalb Meter in die Höhe. Wie ein anständiges Huhn. Und er scharrte in der Erde nach Würmern und Insekten. So verging Jahr um Jahr, und der Adler wurde alt.

Adler oder Huhn sein

Eines Tages sah er einen prächtigen Vogel, der hoch oben am Himmel majestätisch seine Kreise zog. Bewundernd blickte der alte Adler nach oben. „Wer ist das?“ fragte er ein Huhn, das gerade neben ihm stand. „Das ist der Adler, der König der Vögel“, antwortete das Huhn. „Wäre es nicht herrlich, wenn wir auch so hoch am Himmel kreisen könnten?“ „Vergiss es“, sagte das Huhn. „Wir sind Hühner. “Also vergaß der Adler es wieder. Und er lebte genauso weiter und starb in dem Glauben, ein Huhn gewesen zu sein.

Wohin zieht es mich

Ich denke oft beim Blick in den Himmel und bei den Vögeln in meinem Garten: Jeder Mensch hat seinen Weg, jeder hat sein Ziel und seinen Klang. In meiner christlichen Sprache nennt man das auch Berufung. Ich möchte immer mehr dem auf die Spur kommen, was meine Berufung ist, meine Aufgabe, mein Ziel im Leben. Die Fastenzeit ist für mich auch eine Zeit, in der ich dieser Berufung besonders nachgehe.

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