Ihr Suchbegriff
Beitrag anhören:
Mit meinem Gott springe ich über Mauern
Bild: NatalyaLucia_GettyImages

Mit meinem Gott springe ich über Mauern

Bettina Pawlik
Ein Beitrag von Bettina Pawlik, Katholische Gemeindereferentin im Ruhestand
Beitrag anhören:

Ich sitze im Zug von Wiesbaden nach Koblenz. Neben mir zwei amerikanische Touristen, die über jede neue Burg oder Ruine in Begeisterungsstürme ausbrechen. Den Fotoapparat legen sie gar nicht mehr aus der Hand. Was sie sehen, finden sie so romantisch.

Unsichtbare, aber unüberwindbare Mauern

Die alten Burgen im unserem Land haben unsere Vorfahren gebaut, um im Schutz ihrer dicken Mauern zu wohnen. Solche Mauern sind nicht leicht zu überwinden. Beim Betrachten der Mauern denke ich: Zum Glück brauchen wir die heute nicht mehr. Aber dann fällt mir ein, dass es ja auch andere Mauern gibt. Die kann man zwar nicht sehen, aber sie können in unserem Leben doch eine große Rolle spielen: Mauern der Fremdheit oder Mauern des Misstrauens, ja sogar Mauern des Hasses. Immer wieder treffe ich Menschen, bei denen habe ich das Gefühl, sie leben hinter einer Mauer. Ich komme nicht an sie heran.

So viele Mauern

Auch andere Mauern habe ich schon erlebt. Die Mauer der Angst vor einer Prüfung oder einer unangenehmen Situation. Die Mauer des Schweigens nach einem hässlichen Streit. Die Mauer des Unverständnisses zwischen den Generationen. Die Mauer der Zugehörigkeit zu einer bestimmten Gruppe. Die schwierigste Mauer ist vielleicht der Tod. Eines Tages wird jeder von uns davorstehen.

Wie überwinde ich die unsichtbaren Mauern?

Auf die dicken Burgmauern hat man früher mit schweren Kanonen geschossen. Aber diese anderen, diese unsichtbaren Mauern müssten ja auch zu überwinden sein. Wie komme ich darüber hinweg, darunter durch, wo hat die Mauer eine Lücke? Da kommt mir ein Wort aus einem uralten Gebet in den Sinn. Im Psalm 18 heißt es: „Mit meinem Gott springe ich über Mauern“ (Psalm 18, 30).

Gott hilft mir meine eigenen Mauern und andere zu überwinden

Der Dichter des Psalms weiß um die Mauern in seinem Leben. Er diskutiert sie nicht weg. Er bittet Gott auch nicht, diese Mauern einstürzen zu lassen. Aber er hat das feste Vertrauen: Diese Mauern sind zu überwinden. Und Gott ist es, der mir hilft,  Mauern zu überwinden, meine eigenen und die von den anderen.

Statt mit dem Kopf immer wieder gegen die Mauer zu rennen: drüberspringen

„Mit meinem Gott springe ich über Mauern.“ Das ist ein kluger Gedanke: nicht immer mit dem Kopf gegen dieselbe Mauer zu rennen. Ich kann immer wieder einen Weg finden, die Mauern in meinem Leben zu überwinden.

Weitere ThemenDas könnte Sie auch interessieren