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Etwas Schutz vor der Welt
Bild: Pixabay / Petra

Etwas Schutz vor der Welt

Michael Becker
Ein Beitrag von Michael Becker, Evangelischer Pfarrer, Kassel
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Großalarm in Karlsruhe. Kurz nach Weihnachten. Ein Sechsjähriger ruft bei der Polizei an und sagt unter Tränen (ntv.de): Meine Kuscheldecke ist weg. Zwei Polizisten lassen alles stehen und liegen und fahren zur Wohnung des Kindes. Tatsächlich, die Decke ist weg. Sie ist auch nicht mehr zu finden. Die Polizisten suchen alles ab. Ohne Erfolg. Zum Schluss verhandeln sie mit dem Jungen und seinen Eltern. Das Ergebnis: Es wird eine neue Decke angeschafft, gleich im neuen Jahr. Der Junge wird dann ruhiger.

Eine Kuscheldecke ist mehr als Schmusen. Da ist die Seele des Kindes drin mit allen Ängsten und Hoffnungen. Das haben die Polizisten geahnt. Hier geht es nicht um eine Decke, sondern ums Leben. Um Wärme. Und Schutz vor dem Bösen. Auch Erwachsene kennen das. Es muss keine Decke sein. Manchmal ist es ein anderer Mensch oder der Lieblingssessel oder ein warmer Pudding. Hauptsache, weniger Angst vor der Welt.

Kuscheln ist ein sich Schützen. Es gibt so viel zu fürchten. Nicht jede Furcht ist berechtigt - sie ist aber trotzdem da. Und tut weh. Dann braucht man etwas oder jemanden zum Kuscheln. Als Schutz vor der Welt. Die Welt geht davon nicht weg; sie wird auch nicht besser. Aber ich werde etwas stärker, tapferer. Angst macht uns schwächer, Kuscheln macht stärker. Die Seele fühlt sich dann nicht so allein. Es soll jemand oder etwas mich spüren lassen: Fürchte dich nicht. Ich bin bei dir - und schütze dich.
 

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