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Der Gott, der mich sieht
Bild: medio.tv / Schauderna

Der Gott, der mich sieht

Michael Becker
Ein Beitrag von Michael Becker, Evangelischer Pfarrer, Kassel
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Einmal in der Woche geht der Mann in die Kirche. Der Pfarrerin ist er schon aufgefallen. Vom Sehen kennen sie sich. Neulich fragt die Pfarrerin den Mann: „Kann ich Ihnen irgendetwas helfen?“ „Nein danke“, sagt der Mann, „ich komme nur einfach gerne hierher. Ich schaue auf den Mann am Kreuz. Und der schaut mich an.“ (1. Buch Mose 16,13; Jahreslosung 2023)

Wo ein Kreuz ist, da ist auch Gott

Auch dafür kann man in eine Kirche gehen. Um zu sehen und gesehen zu werden. Früher dachte man oft, dass Gott in einer Kirche wohnt. Das stimmt auch, jedenfalls ein bisschen. Wo ein Kreuz ist, da ist auch Gott. Vielleicht ahnt das der Mann, der Gott anschaut und denkt, das Gott auf ihn schaut. 

Leben ist gesehen werden

Leben ist gesehen werden. Von Menschen und von Gott. Ich habe das mal gemacht, vor ein paar Tagen. Ich habe mich in eine Kirche meiner Stadt gesetzt, den Mann am Kreuz angesehen und gehofft, er möge auch mich anschauen.

Ein schönes Gefühl: Von Gott gesehen werden

Schön war das. Sich gesehen fühlen. Von Gott gesehen fühlen. Da bleibt man nicht unberührt. Es ist, als werde man wertvoller.

Ich sitze da und denke: ER schaut mich an. Es klingt vielleicht seltsam, aber in den paar Minuten war mir, als wolle er mir sagen: Du bist wer; du bist wichtig. Ein schönes Gefühl. Nicht irgendwer zu sein, zu sitzen und zu fühlen: Ich darf jetzt nur Ich sein; muss nichts beweisen und nichts aus mir machen. Man muss dazu nicht in der Kirche sein. Aber da ist es besonders schön: Ich schaue ihn an; und er schaut mich an. 
 

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