
Eine Tagesration Bibel
Ich arbeite als Theologin und ein Teil meiner Arbeit ist es, Bücher zu schreiben. Da geht es zum Beispiel um spirituelle Themen, um Impulse für den Alltag oder um Gebete. Manche Bücher sind für Erwachsene, andere für Kinder.
Ich mag es, kreativ zu arbeiten, meinen Ideen freien Lauf zu lassen und mit Worten etwas Neues zu erschaffen, das es vorher noch nicht gegeben hat. Bücher schreiben ist für mich nicht einfach eine Arbeit, die ich mache, um Geld zu verdienen. Bücher schreiben ist für mich ein kreativer Prozess, ein bisschen so, wie wenn ein Bildhauer eine Skulptur erschafftoder eine Künstlerin ein Gemälde malt.
Und was ich an der Sache noch spannend finde, ist, dass die Bücher auch immer mit mir selbst zu tun haben. Dass sie auf mich rückwirken und mir etwas für mein Leben und meinen Alltag zurückgeben.
Es ist okay auch manchmal ratlos zurückzubleiben
Eins der Bücher ist ein Gemeinschaftsprojekt. Zu siebt haben wir uns die Bibeltexte vorgenommen, die im Jahr 2024 in den Gottesdiensten vorkommen werden. Und für jeden einzelnen Tag haben wir einen Impuls geschrieben. Einen Gedanken zu jeder einzelnen Bibelstelle. Das heißt, ich habe mich immer wieder gefragt: Was will dieser Bibeltext mir sagen? Was davon hat mit mir und meinem Leben zu tun? Was kann ich daraus für mich mitnehmen?
Und diese Gedanken habe ich aufgeschrieben. Es war spannend zu schauen, was diese Texte mit mir machen. Manchmal habe ich richtige Schätze entdeckt und dachte mir: Das will ich anderen weitergeben. Das muss ich auf jeden Fall aufschreiben.
Und dann waren da wieder Texte, dir mir ein Rätsel geblieben sind. Wenn ich zum Beispiel überhaupt nicht verstehe, wie Gott sich in einer bestimmten Geschichte verhält. Das darf ich dann auch ehrlich sagen. Und ich glaube, das macht dieses Buch aus: Es geht nicht darum, dass ich was Frommes schreibe, sondern es geht um eine ehrliche Auseinandersetzung mit den Bibeltexten. Es geht darum, Gott näher kennenzulernen und sich allen Fragen zu stellen, ohne zu wissen, ob ich eine Antwort bekomme.
Ich selbst konnte beim Schreiben ganz viel für mich mitnehmen und ich wünsche allen, die das Buch lesen, dass es ihnen ähnlich geht. Dass sie Worte finden, die sie aufbauen, die ihnen Kraft geben, die sie zum Lächeln bringen. Und dass sie auch den Mut haben, offen zu sein für die scheinbar unbequemen und unverständlichen Bibelstellen. Dass sie bereit sind, sich von ihnen verändern zu lassen und dadurch ihren eigenen Horizont erweitern können.