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Geburtstag Gertrud Luckner
Bild: Pixabay / G. C.

Geburtstag Gertrud Luckner

Dr. Matthias Viertel
Ein Beitrag von Dr. Matthias Viertel, Evangelischer Pfarrer, Kassel
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Es gehört zur christlichen Tradition, Geburtstage zu feiern. Damit wird zum Ausdruck gebracht: Jeder Mensch ist einmalig. Jeder und jede ist nach dem Bilde Gottes geschaffen. Mitunter wird sogar an Geburtstage von einer nicht mehr lebenden Person erinnert. Weil nicht vergessen werden soll, was sie uns mitzuteilen hat.

Die Lebensgeschichte von Gertrud Luckner

Heute ist so ein Geburtstag. Am 26. September im Jahr 1900 wurde Jane Hartmann geboren, in Liverpool. Allerdings kennt kaum jemand diesen Namen, denn schon als Kind wurde Jane in eine Pflegefamilie gegeben. Mit dieser Familie zog sie nach Berlin. Jahre später wurde sie adoptiert, bekam damit die deutsche Staatsbürgerschaft und hieß fortan Gertrud Luckner. Unter diesem Namen ist sie bekannt geworden, und zwar als Widerstandskämpferin gegen den Nationalsozialismus. 

Wie sie zur Widerstandskämpferin wurde

Und das kam so:
Gertrud Luckner war von dem Gedanken geleitet, christliche Nächstenliebe müsse gelebt werden, auch dann, wenn es schwer ist. Sie engagierte sich deshalb für die verfolgten Juden, half ihnen unterzutauchen, organisierte Geld und vermittelte Kontakte. Als die jüdischen Mitbürger gezwungen wurden, sich in der Öffentlichkeit mit einem gelben Stern an der Kleidung auszuweisen, zeigte sich Gertrud Luckner demonstrativ an ihrer Seite. Sie wollte die soziale Ausgrenzung nicht tatenlos hinnehmen. 

Sie wurde verraten

Eine gute Basis für ihr Engagement lieferte der Freiburger Erzbischof. Er beauftragte sie offiziell „mit der Durchführung notwendiger Aufgaben der außerordentlichen Seelsorge“. Das war vorübergehend eine Art Schutz. Aber es ging trotzdem nicht lange gut. 1942 wurde sie bei dem Versuch, einen Seelsorger in das Konzentrationslager einzuschleusen, verhaftet und kam selbst nach Ravensbrück. Ein Mitarbeiter im Caritas-Verband, hatte sie verraten. Er arbeitete als Spitzel für die Nazis.

Ihr Einsatz darf nicht vergessen werden

Gertrud Luckner hat es verdient, dass an ihren Geburtstag erinnert wird. Zum einen darf ihr Einsatz für Entrechtete nicht vergessen werden. Zum anderen ist an ihre Haltung zu erinnern, nachdem sie befreit worden war. Keine Spur von Resignation, kein Hass auf ihre Peiniger. Stattdessen setzte sie ihren Einsatz fort, als wäre nichts geschehen. Sie begründete den Freiburger Rundbrief. Das ist eine Publikationsreihe, mit der sie zur Versöhnung aufrief. Denn sie war sich sicher: Eine Zukunft gibt es nur als versöhntes Miteinander und dazu ist jeder Einzelne herausgefordert. 

Ihr Plädoyer gegen Antisemitismus

In der ersten Ausgabe schrieb sie ein flammendes Plädoyer, das äußerst aktuell klingt: „An jeden einzelnen Christen wird der Appell gerichtet, zu seinem Teil dazu beizutragen, dass die christliche Bevölkerung sich von einem bereits wieder aufflammenden Antisemitismus freihält: Als Familienväter, als Mütter, als Lehrer als Seelsorger sollen wir die rechte christliche Liebeshaltung auch gegenüber dem Juden leben und lehren.“* (* Freiburger Rundbrief Nr. 2, 1944)

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