
Du darfst dich unterbrechen
Für die Familien ticken die Uhren jetzt anders. Heute beginnen die Sommerferien. Eine langersehnte Unterbrechung vom stressigen Schulalltag für viele Schülerinnen und Schüler und für ihre Lehrer*innen. Weniger Termine. Später aufstehen, alles vielleicht mit etwas mehr Ruhe angehen als sonst. Urlaub machen – zu Hause oder auf Reisen. Endlich ausspannen vom Galopp des Alltags.
Auch ein Hinweis in der Bibel: Innehalten und Pause machen
Innehalten und Pause machen. Das ist kein Luxus. Auch in der Bibel wird darauf immer wieder hingewiesen. Die Schöpfungsgeschichte erzählt: Gott ruhte am 7. Tag. Von Jesus lesen wir: Er schlief nach der langen Bergpredigt. Auch sonst nimmt er sich immer wieder eine Auszeit. Er geht allein auf einen Berg oder in die Wüste. Nach anstrengenden Tagen fordert er seine Jüngerinnen und Jünger auf: „Ruht ein wenig!“ (Mk. 6,31)
Auszeiten sind notwendig
Wir brauchen Auszeiten. Nicht nur für unser Wohlbefinden und für unsere Gesundheit. Nichts tun und nicht tun sind auch ein spirituelles Thema. Die Theologin Dorothee Sölle sagt es in einem Gedicht so:
Du sollst dich unterbrechen /
Zwischen Arbeiten und Konsumieren /
soll Stille sein /
und Freude /
dem Gruß des Engels zu lauschen: /
Fürchte dich nicht!
Unterschied zwischen Unterbrechung und Pause
Eine Unterbrechung ist anders als eine Pause. Die machen wir ja immer wieder einmal zwischendurch. Schnell einen Kaffee. Mal kurz an die Luft. Die Füße vertreten oder eine Zigarette rauchen. Und dann geht’s weiter. „Du sollst dich unterbrechen“ - das klingt wie ein Gebot. Jetzt mach mal einen Punkt. Halt an. Komm zur Besinnung.
Solche Unterbrechungen werden uns manchmal vom Leben verordnet. Durch eine Krankheit zum Beispiel. Ich werde gestoppt. Nichts geht mehr. Was sonst nebenher lief, rückt jetzt ins Zentrum. Ich muss mein Leben neu sortieren.
„Ich darf mich selbst unterbrechen“
Im Blick auf den Urlaub ist es mehr eine Erlaubnis: „Ich darf mich selbst unterbrechen“. Diese Chance sollte ich nicht verpassen! Ich muss nicht funktionieren. Ich darf anders sein, anderes tun als im Alltag. Mal keine Termine machen, auch keine privaten. Einfach da sein. Schauen, was auf mich zukommt. Tun und lassen, wonach mir der Sinn steht. Ohne Zweck und ohne etwas zu bezwecken. So entsteht Raum und Zeit dem „Engel zu lauschen“, wie es Dorothee Sölle in ihrem Gedicht sagt, und zu hören, wie er sagt:„Fürchte dich nicht“.