
Nelson Mandela Tag
„Man muss sich ja später auch wieder in die Augen sehen können“, sagt der junge Mann. Die Gesprächsatmosphäre wird immer angespannter. Ein Haus soll verkauft werden. Die Vorstellungen der verschiedenen Parteien über den Wert des alten Hauses und den Preis gehen noch weit auseinander. Beide Seiten haben ihre Interessen, die sie heftig vorbringen. Dann fällt dieser Satz.
Sich fair und respektvoll begegnen
„Man muss sich ja später auch wieder in die Augen sehen können“. Alle halten einen Moment inne. Die Gesichter entspannen sich. Der Ton wird versöhnlicher. Nach und nach kommt eine Einigung in Sicht.
In Auseinandersetzungen der Gegenseite freundlich und fair begegnen.
Sich heute 67 Minuten nehmen, um Gutes zu tun
Dazu werden wir heute am „Nelson Mandela Tag“ aufgefordert. Nelson Mandela war der erste schwarze Präsident von Südafrika. Für sein Versöhnungswerk hat er den Friedensnobelpreis bekommen. Heute wäre er 105 Jahre alt geworden. Sein Land ruft dazu auf, sich an diesem Tag 67 Minuten Zeit zu nehmen. Zeit, um etwas Gutes zu tun, das unsere Welt besser und menschlicher macht. 67 Minuten, weil Nelson Mandela 67 Jahre politisch aktiv war und dafür gekämpft hat, Südafrika zu einem freien und gerechten Land zu machen. 27 davon hat er im Gefängnis verbracht. Viele davon auf der berüchtigten Gefängnisinsel Robben Island.
Einander respektvoll begegnen
„Wir dürfen uns nicht auf das Niveau unserer weißen Unterdrücker begeben,“ hat er immer wieder zu seinen Mitgefangenen gesagt, „sondern wir müssen respektvoll mit jedem umgehen und ihn als Mensch betrachten. Das ist die Chance, die wir im neuen Südafrika für alle Menschen schaffen können, egal welcher Herkunft.“ Nachdem er freigelassen wurde, hat er auf Rache verzichtet und so sein Land vor einem Bürgerkrieg bewahrt. Versöhnen statt Vergelten war seine Devise. Brücken bauen, statt einreißen. Menschen wahrnehmen, die am Rand der Gesellschaft stehen und ihnen eine Stimme geben. Diese Haltung wurzelte tief in seinem christlichen Glauben.
Zu Versöhnung beitragen
Zusammen mit Erzbischof Desmond Tutu wollte er das Unrecht der Vergangenheit aufklären und die Gesellschaft versöhnen. Eine „Regenbogennation“ sollte Südafrika werden, in der Menschen verschiedener Hautfarben friedlich und respektvoll miteinander leben.
Vor 10 Jahren ist er gestorben. Die Lage in Südafrika ist nach wie vor schwierig. Aber das Erbe ihres ersten schwarzen Präsidenten wirkt weiter. Es ist Zuspruch und Anspruch an uns alle. Fair und respektvoll miteinander umgehen. Nicht vergelten, sondern versöhnen, damit man sich auch nach einem Konflikt in die Augen sehen kann.