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Das Zeitalter des Heiligen Geistes
Bild: medio tv Aumann

Das Zeitalter des Heiligen Geistes

Dr. Marco Bonacker
Ein Beitrag von Dr. Marco Bonacker, Katholischer Leiter der Abteilung Bildung und Kultur im Bischöflichen Generalvikariat Fulda
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Geburtstag der Kirche, Präsenz und Erfahrung des Heiligen Geistes, Aussendung der Jünger, Mission und Auftrag der Kirche, an alle Enden der Erde zu gehen und das Evangelium in allen Sprachen zu verkünden: Alles das ist Pfingsten. Gestern war Pfingstmontag und all diese Aspekte sind für mich wichtig und entscheidend.

Zeitalter des Heiligen Geistes

Faszinierend ist für mich dabei aber besonders ein Begriff: Zeitalter des Heiligen Geistes. Oder nochmal anders ausgedrückt: Wir leben heute und seit dem Pfingstereignis, in dem der Heilige Geist zu den Jüngern gesandt wurde, in der Zeit des Heiligen Geistes. Christen können die Geschichte, unsere Geschichte nicht einfach als sinnlos ablaufende Zeit denken. Für Christen ist Geschichte immer auch Heilsgeschichte. In diese Geschichte, die in Gott ihren Ausgang nimmt, hat Gott gesprochen: Das Alte Testament berichtet uns davon. Gott begegnet seinem Volk. Israel lebt und definiert sich in der Beziehung zu seinem Gott und es wird immer klarer: Dieser Gott ist Schöpfer allen Seins. Die Begegnung mit Gott gipfelt für Christen dann in der Menschwerdung Gottes. Das Zeitalter Jesu Christi, des Immanuel, was wörtlich der Gott mit uns bedeutet, zeigt uns eine andere Seite Gottes: Er ist nicht der ferne, unnahbare Gott, sondern er steht an unserer Seite, macht sich berührbar, nahbar und auch angreifbar. Als ganzer Mensch und ganzer Gott ist er die unüberbietbare Brücke zwischen Zeit und Ewigkeit, zwischen Mensch und Gott. Und nur so wird Erlösung wirklich denkbar.

Gottes Gegenwart feiern

Die nachösterliche Überlieferung aber zeigt es an: Jesus Christus selbst verweist auf das Kommen des Geistes. Als Tröster und Beistand der Christen nach seiner Himmelfahrt. In einer dritten Weise zeigt sich uns Gott als der, der uns ganz innerlich wird und der als Geist die Kirche zusammenhält, durchwirkt und antreibt. Der Geist Gottes, das Feiern Christen an Pfingsten, ist die Präsenz Gottes heute in dieser Welt. Er verbindet uns mit Gott, indem er selbst Gott ist. An Pfingsten feiern die Christen also nicht nur den Geburtstag der Kirche, sondern feiern Gottes Gegenwart in dieser Zeit. Seit dem Pfingstereignis leben sie also im Zeitalter des Heiligen Geistes. Ist den Christen und ist mir das eigentlich immer bewusst?

Der Heilige Geist stärkt und verwandelt

Im Glauben an die Dreifaltigkeit, glauben Christen an einen Gott in drei Personen. Aber Jesus und Gottvater kann man sich wohl leichter als Person vorstellen als den Heiligen Geist. Kein Wunder, dass er auch in der Kirche oft nur die Nebenrolle spielt, obwohl die frühe Kirche sehr schnell und überzeugend deutlich gemacht hat: Der Heilige Geist ist ganz Gott und Person! Aber wenn Christen von der Dreifaltigkeit sprechen, fällt es ihnen schwer, nicht in Abstufungen zu denken: erst Vater, dann Sohn und dann Heiliger Geist. Vielleicht hilft da folgender Gedanke: Vater wird man nur, wenn man ein Kind hat. Und Sohn ist man nur durch einen Vater. So weit, so logisch. Aber in welchem Verhältnis steht nun der Geist zu den beiden anderen Personen Gottes? Die Bibel berichtet an vielen Stellen von der Erfahrung des Heiligen Geistes als personale und eigenständige Größe. Und vor allem für die Kirche des Anfangs ist der Geist kein theoretisches Lehrstück, sondern lebendige Erfahrung. Die Lehre der Kirche gründet in dieser Erfahrung: Der Geist Gottes macht uns erst zu dem, was wir berufen sind zu sein: Kirche Gottes. Er stärkt, verwandelt, gibt Hoffnung und Trost. Durch Pfingsten darf ich mir nochmal ganz bewusst machen: Wo erfahre ich den Geist Gottes? Und was heißt es für mich heute im Zeitalter des Geistes zu leben?

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