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Meine Auszeit: mein Garten
Bild: Pixabay

Meine Auszeit: mein Garten

Alexander Matschak
Ein Beitrag von Alexander Matschak, Medienkoordinator des Bistums Mainz
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Als Kind mochte ich ihn nicht ganz so gerne. Unseren Schrebergarten. Meine Mutter ist auf dem Lande aufgewachsen – und sie hat neben ihren vier Wänden immer ein eigenes, kleines Stück Land gebraucht. Wo sie selbst Salat und Zucchini anbauen, Birnen und Pfirsiche ernten konnte. Meist am Samstag sind wir als Familie in den Garten, haben dort den Tag verbracht. Ich gebe zu: Manchmal bin ich nur unter Maulen mit in den Schrebergarten gegangen. Lieber hätte ich zu Hause Lego gespielt. Unkraut jäten, Rasen mähen oder Brombeeren von den stachligen Zweigen einsammeln: Die Freude, die meine Mutter und mein Vater bei all dem hatten, die konnte ich nie so recht nachvollziehen. 

Eine kleine Leidenschaft

Wie hat sich das geändert! Heute, über dreißig Jahre später, haben meine Frau und ich auch einen kleinen Garten. Und ich habe mittlerweile eine kleine Leidenschaft für das Gärtnern entwickelt. Jetzt in diesen Frühlingstagen im Mai freue ich mich über meinen grünen Rasen, unsere blühenden Rosen, über die Fruchtansätze an unserem selbst gepflanzten Aprikosenbaum. Und darüber, dass der Salat und der Kohlrabi in unserem Beet so schön angegangen sind. 

Meine Hände schmutzig machen

Ich bin älter geworden. Und jetzt kann ich verstehen, was meine Eltern am Garten so liebten. Meine Mutter hat als Kinderkrankenschwester gearbeitet – natürlich war sie immer in geschlossen Räumen. Und mein Vater hatte einen Bürojob. Wie die beiden verbringe auch ich meinen Arbeitstag meistens drinnen am Schreibtisch. Da liebe ich es, nach Feierabend oder am Wochenende an der frischen Luft zu sein. Meine Hände schmutzig zu machen. Mich beim Umgraben der Beete mal körperlich so richtig anzustrengen. Oder beim Unkraut stechen und Rasen mähen ein bisschen die Zeit zu vergessen und die Gedanken schweifen zu lassen. Hier kann ich eine kleine Auszeit vom Alltag nehmen. 

Eine ganz besondere Beziehung

Zum Menschen gehört ein Garten – das steht ja schon auf den ersten Seiten der Bibel. Dort heißt es: „Gott, der Herr, nahm also den Menschen und setzte ihn in den Garten von Eden, damit er ihn bebaue und behüte.“ (Gen 2,15) 

Mensch und Garten: Das scheint eine ganz besondere Beziehung zu sein. Ich habe ein Gedicht von Matthias Claudius dazu gefunden, das diese besondere Beziehung zum Ausdruck bringt. In seinem Gedicht „Der alte Gärtner“ schreibt Claudius: „Ich hab sie selbst gezogen aus einem winzigen Kern. Nun hat sie ihre Blüte geöffnet gleich einem Stern. Ich stehe davor und schaue und fühle nicht der Arbeit Last. Mir ist so still zu Mute als sei ich bei Gott zu Gast. Als wären meine Glieder und Hände schön nicht mein, als müsste ich nur wie die Blüte: geöffnet sein.“

 

 

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