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Am Ende des "Warum?"
GettyImages/Aleksej Sarifulin

Am Ende des "Warum?"

Stephan Krebs
Ein Beitrag von Stephan Krebs, Evangelischer Pfarrer, Langen
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Eine Reisegruppe in Südindien. Ich dabei. Subtropische Vegetation: alles üppig grün. Wir besuchen einen Botanischen Garten. Dazu gehört eine Art Apotheke, die verkauft pflanzliche Medikamente.

"Because God made it so."

Ein älterer Herr erklärt uns, wofür und wogegen die Salben und Öle verwendet werden. Jemand aus unserer Gruppe fragt skeptisch, wie die genannten Wirkstoffe denn genau helfen sollen. Die Antwort des Verkäufers lautet: „Because God made it so.“ Weil Gott es so gemacht hat. Wir Touristen sind verblüfft. Egal ob gläubig oder nicht: Niemand hätte im medizinischen Bereich eine solche Antwort erwartet. Der Satz amüsiert manche noch tagelang: „Weil Gott es so gemacht hat.“ Er wird zum Running Gag der Reise.

Man kann das Leben hinterfragen

Aber nun – längst wieder in Deutschland – hat der ältere Herr aus der Apotheke in Südindien Verstärkung bekommen. In meiner Familie gibt es einen knapp vierjährigen Jungen. Der hat das Wörtchen „Warum?“ entdeckt. Er hat also herausgefunden, dass man das Leben hinterfragen kann. Zum Beispiel am Mittagstisch. Auf den wird gerade ein Topf mit Suppe gestellt. Dazu ertönt der Ruf: „Essen ist fertig!“ Der Kleine fragt:

Warum?

„Warum?“ Ich antworte: „Weil wir die Suppe gekocht haben.“
„Warum?“ Weil wir alle mittags Hunger haben.
„Warum?“ Weil Menschen und Tiere nur leben können, wenn sie etwas zu essen bekommen.
„Warum?“ Weil unser Körper Energie verbraucht – das Herz zum Schlagen, der Kopf zum Denken, die Beine zum Laufen. Und so weiter.
„Warum?“ Weil nichts von alleine passiert. Alles ist Aktion, kostet Kraft, kostet Energie.
„Warum?“ Weil …, weil das Leben auf der Welt nun mal so aufgebaut ist. Ein großes Zusammenspiel. Dazu gehört die Sonne mit ihrer Wärme, die Erde und das Wasser mit ihren Nährstoffen und die Luft mit ihrem Sauerstoff. Das zusammen lässt alles wachsen.

„Warum?“ Weil – weil – weil Gott es so gemacht hat.

Weil Gott es so gemacht hat

Als ich diesen Satz sage, muss ich lachen. Denn natürlich fällt mir sofort der ältere Herr in der indischen Apotheke ein. Der hatte die Wirkung seiner pflanzlichen Mittel auch so begründet: „Because God made it so.“ Ich überlege: Vielleicht hat er uns damals nur eine lange Kette von Warum-Fragen erspart und ist gleich zum Kern gekommen?

Die beharrliche Frage nach dem Warum führt an die Grenzen des Begründbaren

Denn die beharrliche Frage nach dem Warum führt zwangsläufig an die Grenzen des Begründbaren. Und wenn man dort angekommen ist, schaut man ratlos – entweder ins Nichts und sagt: Das ist halt so. Oder man schaut auf jene Kraft, die hinter allem steckt. Die da war, bevor irgendetwas da war. Die hat angestoßen, dass das wird, was bis heute geworden ist. Die Bibel nennt diesen Ursprung Gott. Allerdings ist Gott kein Ersatz für Fakten und Argumente. Deshalb versuche ich, Gott nicht gleich bei der ersten Warum-Frage zu bemühen, sondern erst am Ende.

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