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Das Christkind ist tot
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Das Christkind ist tot

Judith Vonderau
Ein Beitrag von Judith Vonderau, Katholische Autorin bei "kirche im hr", Bad Orb
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Das Christkind ist tot. Vor einer Woche hat sich die Kirche an das Sterben und den Tod von Jesus erinnert. Vor wenigen Monaten hat das Christentum die Geburt von Jesus gefeiert und die Idylle schien perfekt: ein süßes Neugeborenes in der Krippe, singende Engel, andächtige Hirten. Heile Welt eben.

Und vier Monate später scheint am Karfreitag die Katastrophe da zu sein: Jesus stirbt. Aus, Ende, alles vorbei. Doch nur für drei Tage, denn dann ist Ostern. Und alles ist wieder gut. Jesus lebt wieder, die Trauer seiner Jüngerinnen und Jünger hat ein Ende.

So schnell scheint die Geschichte von Jesus erzählt zu sein. Das Christkind ist doch nicht tot, es lebt. Und an diesem Punkt, an dem "alles ist wieder gut" ist, könnte die Geschichte von Jesus doch enden. So kann es bleiben und gut weitergehen. Ostern ist vorbei, die Ostereier und Schokohasen sind aufgegessen, die Plastik-Deko-Eier sind wieder abgehängt. Nur die Osterferien erinnern noch daran, dass irgendetwas in dieser Zeit anders ist.

Was bleibt nun von all dem, eine Woche nach dem Osterfest? Ich glaube, dass sehr viel bleibt. Zumindest bei mir bleibt ein Gedanke, nämlich dieser: Seit das erste Osterfest der Geschichte stattgefunden hat, seit Gott den Menschen gezeigt hat, dass die Liebe stärker ist als der Tod, ist die Welt eine andere.

An diesem ersten Ostern, als Jesus von den Toten auferstanden ist, hat Gott zum Menschen gesagt: Der Tod ist nicht das Ende. Es geht immer weiter.

Ostern als das Fest der Hoffnung

Dieser Gedanke ist die vielleicht größte und stärkste Hoffnung, die jemals in die Welt gekommen ist. Dieser Gedanke sagt mir: Egal, wie ausweglos eine Situation scheint, das letzte Wort ist noch nicht gesprochen. Das letzte Wort haben nicht die Angst, die Verzweiflung, der Tod und die Hoffnungslosigkeit. Nein, das letzte Wort hat die Hoffnung. Die Hoffnung, die die Menschen still und leise durch deren dunkelste Stunden begleitet. Diese leise Hoffnung, die mir zuzuflüstern scheint: Gib nicht auf, bleib dran. Es lohnt sich.

Für mich ist Ostern das größte Hoffnungsfest überhaupt. Und das Beste daran ist: Ostern ist nicht nur einmal im Jahr, sondern jeden Tag. Denn Gott ist jeden Tag da und ich darf jeden Tag hoffnungsvoll leben. Ich darf darauf vertrauen, dass er mit mir geht, – auch wenn längstens alle Schokohasen aufgegessen, die Plastik-Deko-Eier schon lange wieder abgehängt sind und äußerlich nichts mehr daran erinnert, dass das Osterfest überhaupt stattgefunden hat. Denn die großen Ereignisse geschehen oft still und leise und sind äußerlich gar nicht zu bemerken.

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