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Auf dem Wochenmarkt

Auf dem Wochenmarkt

Claudia Biester
Ein Beitrag von Claudia Biester, Evangelische Pfarrerin, Bad Homburg
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Am liebsten kaufe ich auf dem Markt ein. Der Wochenmarkt in Offenbach ist für mich so etwas wie eine Institution. Schon immer. Bereits als Kind war ich dort in den 1980er Jahren regelmäßig mit meinen Eltern einkaufen: Gewürzgurke und Sauerkraut, Kartoffeln und Salat. Für Kinder gab es beim Gemüsestand eine geschenkte Karotte und am Eierstand ein Kaubonbon. So ist es noch heute.

Am frühen Morgen auf dem Wochenmarkt

Am schönsten finde ich den Wochenmarkt am frühen Morgen. Dann sind die ganz ernsthaften Marktbesucher*innen dort. Es ist Zeit für ein Plaudern am Rande und für einen Tipp, wie man dieses spezielle Gemüse zubereiten kann. Das macht Spaß, es verbindet.

Gemüse und Obst saisonal und aus der Region

Aus langjähriger Erfahrung weiß ich genau, wo ich was einkaufe. Die Äpfel kommen aus dem Spessart, der Käse aus Walldorf. Mein Brokkoli wächst in aller Regel in Oberrad, die Tomaten ebenfalls – aber die brauchen ja noch ein bisschen, bis ihre Zeit reif ist und sie geerntet werden.

Feldsalat statt Kopfsalat

„Alles hat seine Zeit“, steht in der Bibel. „Pflanzen hat seine Zeit, Ernten hat seine Zeit.“ (Prediger Salomo 3) Auf dem Wochenmarkt habe ich das direkt vor Augen. Jetzt im März sagt die Verkäuferin an meinem Gemüsestand: „Für Kopfsalat müssen Sie noch etwas warten. Aber es gibt Feldsalat – der hat gerade Saison. Und die Kräuter für Grüne Soße haben wir jetzt schon. Die wachsen bis zur Osterzeit drinnen im Gewächshaus.“

Alles hat seine Zeit

Alles hat seine Zeit. Der Gedanken der Jahreszeitlichkeit gefällt mir. Der Besuch auf dem Wochenmarkt zeigt mir den Rhythmus der Natur. Es gibt nicht immer alles. Auf manches muss ich warten und kann gleichzeitig entdecken, was die Jahreszeit gerade zu bieten hat.

Auch im Leben gibt es karge Abschnitte

Das ist wie der Lebensrhythmus auch sonst. Es gibt karge Monate, in denen sich in meinem Leben scheinbar nicht viel tut, in denen ich nichts sehe von den Früchten, die meine Arbeit trägt.

Es kommen auch wieder buntere Zeiten

Alles hat seine Zeit. Das nehme ich dann als Impuls: Auch wenn dir die Tage gerade eher karg vorkommen, guck mal, was sie vielleicht trotzdem zu bieten haben! Und der Satz aus der Bibel stärkt die Zuversicht: Es werden wieder andere Zeiten kommen, in denen ich erlebe, dass das Leben farbenfroh ist wie die verschiedenen Obst- und Gemüsesorten auf dem Wochenmarkt, so schmackhaft wie die sieben Kräuter für Grüne Soße.

Der Rhythmus des Jahres ist gerade jetzt im Frühling besonders spürbar. Alles hat seine Zeit. Pflanzen hat seine Zeit – Ernten hat seine Zeit und auch das Einkaufen an Markttagen.

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