Im Wald

Ein Beitrag von Claudia Biester, Evangelische Pfarrerin, Bad Homburg

Ich laufe gerne im Wald. Es braucht oft nur ganz wenige Schritte, und schon gewinne ich Distanz vom Alltag mit seinem Stress. Es ist so schön hier; Sonnenstrahlen leuchten durch das Grün. Und wenn es regnet, ist es im Wald wie verzaubert. Kaum irgendwo anders empfinde ich mich so sehr als ein Teil der Schöpfung. Auch deshalb ist der Wald für mich ein Ort, um Gott, den Schöpfer zu suchen.

Im Wald spürt man das Werden und Vergehen, aber besonders das Dasein

Bei jedem Schritt spüre ich: Der Boden ist weich. Es duftet nach Holz und Erde, nach Blättern. Alle Sinne werden angesprochen. Es raschelt: der Wind und kleine Tiere. Überall Leben, Bewegung. Vögel zwitschern. Aus dem Vogelchor klingt der Eichelhäher heraus; und immer wieder das schnelle, kurze Trommeln des Spechts. In diesem Lebensraum für so viele ist das Werden und Vergehen zu spüren, vor allem aber das Dasein.

Im Wald Gott besonders nahe sein

Kein Wunder, denke ich, dass so viele Menschen sagen: In der Natur, besonders im Wald fühle ich mich Gott nahe. Dass sie gerne hierher kommen, am Wochenende oder früh morgens mit dem Hund oder mal zwischendurch, so wie ich.

Eine besondere Baumumarmung

Als ich vor ein paar Tagen mit Jugendlichen draußen unterwegs war, wollten die unbedingt ausprobieren: Wie viele Leute mit ausgestreckten Armen braucht man, um die dicke alte Buche, die wir gefunden haben, zu umfassen? Eine Baumumarmung. Einen Moment lang haben wir, glaube ich, gemeinsam gespürt, wie großartig es ist, zu all dem Leben um uns herum dazuzugehören.

Gott ist selbst gerne in der Natur

Das Staunen über die Natur verbindet mich mit dem, der das alles geschaffen hat. Mir gefällt, dass der Gott der Bibel offenbar selbst gerne draußen ist. Gott ist im Säuseln des Windes. Und im Dornbusch, erzählt die Bibel. Und ganz am Anfang der Welt, bei der Schöpfung, schwebte Gottes Geist über den Wassern.

Ich glaube, Gott lässt sich überall finden. Die Geschichten der Bibel helfen dabei, seine Spuren zu erkennen. Ich bin gewiss: Wenn wir Gott im Wald suchen, lässt er sich auch dort von uns finden.