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Die einundzwanzig Märtyrer
Bild: Leo_Pfisterer

Die einundzwanzig Märtyrer

Dr. Susanne Nordhofen
Ein Beitrag von Dr. Susanne Nordhofen, Ehemalige Leiterin eines katholischen Gymnasiums in Königstein/Taunus
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Wenn ich das Wort „Märtyrer“ höre, denke ich meistens an die Christinnen und Christen, die in den frühen Jahren des Christentums verfolgt und hingerichtet wurden. Viele phantasievolle Legenden umgeben und vergolden das Wirken und Sterben jener Frauen und Männer, die für ihren Glauben getötet wurden. Solches Märtyrertum ist heute schwer nachzuvollziehen. In Glaubensfragen sollte es keinen Zwang geben.

Märtyrer - auch heute

Selbstverständlich ist das aber nicht überall auf der Welt. Ich denke dabei an die einundzwanzig koptischen Märtyrer aus Oberägypten. Sie wurden 2015 vom IS vor laufender Kamera an einem Strand in Libyen enthauptet. Ein Video hat diese furchtbare Tat dokumentiert. Es waren ganz einfache Männer. Man kennt ihre familiäre Herkunft. Sie waren Ehemänner, Brüder oder Söhne. Die Männer haben als Wanderarbeiter in Libyen gearbeitet, um ihre Familien zuhause finanziell zu unterstützen. Sie sind ihrem Glauben treu geblieben, obwohl der Übertritt zum Islam ihr Leben gerettet hätte. Das wäre ein Ausweg gewesen. Welch ein furchtbares Gewissensdilemma wurde da aufgespannt. Entweder, sie würden ihrem Glauben abschwören und weiterleben, oder sie würden an ihm festhalten und sterben. Wie auch immer sie sich entschieden hätten, immer hätten sie etwas verloren: Leben oder Integrität.

Letztes Stoßgebet

Wofür haben diese einundzwanzig koptischen Christen Zeugnis abgelegt? Ihr letztes Stoßgebet galt Jesus: „Jarap Jesoa - Herr Jesus!“ Der Glaube dieser Menschen gehörte zu ihrer letzten und höchsten persönlichen Wahrheit. Sie haben fest darauf vertraut, dass Gott sie auffängt.

Eine Entscheidung auf Tod und Leben

Diese Männer waren sehr mutig und haben sich in dieser Situation für den Glauben an die Auferstehung entschieden. In dieser Überzeugung waren sie aufgewachsen. Sie war in ihrem Leben als koptische Christen tief verankert. Die koptische Kirche gehört mit zu den ältesten Kirchen der Christenheit und hat die Erinnerung an das Zeugnis ihrer Heiligen bis heute lebendig bewahrt. Die Familien der Getöteten haben ihre Fotos später mit goldenen Märtyrerkronen geschmückt. Sie ehren sie als heilige Vorbilder. 

Gottes Hand fängt auf

Ich könnte für mich nicht die Hand ins Feuer legen, ob ich selber so standhaft wäre. Und ich hoffe inständig, dass so eine Entscheidung keinem Menschen je einmal zugemutet wird. Aber dies beeindruckende Glaubenszeugnis wird mir verständlicher in einer Strophe eines Kirchenlieds, das 1941 mitten im katastrophalen Zweiten Weltkrieg entstanden ist: „Du kannst nicht tiefer fallen als nur in Gottes Hand, die er zum Heil uns allen barmherzig ausgespannt“. Die ausgespannte Hand: Das ist für mich ein trostreiches Bild.

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