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Sich versöhnen noch einer langen Funkstille
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Sich versöhnen noch einer langen Funkstille

Steffen Flicker
Ein Beitrag von Steffen Flicker, Schulleiter der katholischen Schule Marianum Fulda und Vorsitzender des Katholikenrates im Bistum Fulda
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Es gibt Situationen im Leben, in denen es zu einer Funkstille zwischen Menschen kommt. "Ich möchte dich nicht mehr sehen!" Das kann so ein Satz sein, den ich sage, wenn ich von einem Freund enttäuscht oder sogar verletzt worden bin. Ich gehe erst einmal auf Distanz und meide den Kontakt.

Es kann ungemein schwerfallen, damit aufzuhören. Wieder einen Neustart finden ist gar nicht so leicht. Es herrscht also Funkstille. Soll doch der andere auf mich zukommen. Ich bin jetzt nicht dran.

"Der Geduldige sucht die Versöhnung. Der Ungeduldige gibt sich mit der Trennung zufrieden." In diesem Ausspruch des Schriftstellers Josef Bloberger ist viel Lebensweisheit enthalten.

Geduld lohnt sich, denn sie formt das Aufeinanderzugehen

Ja, Geduld ist gefragt, wenn man ernsthaft vorhat, sich zu versöhnen. Das ist alles andere als ein schneller Vorgang. Wie finde ich den Anfang zur Versöhnung? Wann mache ich den ersten Schritt? Wie fange ich das erste Gespräch nach langer Funkstille an?

Wer diese Geduld nicht aufbringen kann, der nimmt dann lieber die fortdauernde Funkstille hin, das Trennende und das Unversöhnliche. Aber lebt es sich damit besser?

Ist es nicht so, dass ich mich mit meiner fehlenden Versöhnungsbereitschaft nicht auch sehr belaste? Zunächst vertrete ich die Auffassung: Der andere, der mich geärgert hat, ist das Problem und hat nun ein Problem, weil er von mir Missachtung erfährt. Aber ich selbst habe ja auch ein Problem, denn ich leide ja auch unter dem Verlust einer Freundschaft, die ich vor dem Konflikt hatte. Unversöhnt zu sein, ist für mich ja auch eine Belastung.

Es ist der erste Schritt, dann wird alles leichter

Von dieser Belastung kann ich mich im Grunde auch nur dann befreien, wenn ich die Bereitschaft aufbringe, mich mit Menschen zu versöhnen, mit denen ich mich nicht mehr vertrage. Ich brauche dazu Mut und Geduld. Aber das muss es mir Wert sein, denn die Alternative wäre, im Streit zu bleiben und unversöhnt zu sein.

Mit der Trennung gibt sich nur der Ungeduldige zufrieden. Klug ist die Entscheidung für diese Alternative sicher nicht. Also ist Geduld gefragt, um den ersten Schritt zu wagen. Aber es ist ja wie bei so vielen Dingen im Leben, bei denen der erste Schritt der schwierigste ist. Wenn ich zu diesem ersten Schritt bereit bin, werden mir die weiteren Schritte viel leichter fallen.

In diesem Sinne wünsche ich mir und Ihnen die Geduld, die für den ersten Schritt notwendig ist. Und dazu Mut!

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