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Das Schwerste ist Hoffen
Bild: pixabay

Das Schwerste ist Hoffen

Steffen Flicker
Ein Beitrag von Steffen Flicker, Schulleiter der katholischen Schule Marianum Fulda und Vorsitzender des Katholikenrates im Bistum Fulda
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"Hoffnung sieht, was noch nicht ist, aber noch werden wird. Sie liebt das, was noch nicht ist und sein wird." Zu dieser Schlussfolgerung kommt der französische Schriftsteller Charles Peguy.

Mir gefällt diese Aussage sehr, weil in ihr eine positive Perspektive auf die Hoffnung steckt. Gerade jetzt im Frühjahr, wo sich die ersten zarten Blüten und Knospen an den Pflanzen im Garten entwickeln, wo die ersten Frühlingsboten zu entdecken sind. Das alles sind für mich wunderschöne Hoffnungszeichen.

Die Natur erwacht aus ihrem Winterschlaf. Wachstum, Neubeginn und damit verbunden die Hoffnung, das Neues entstehen kann. Das ist eine positive Kraft.

Ein Neubeginn kann das eigene Hoffen neu entfachen

Und auf die Menschen kann man die Aussage von Charles Peguy auch beziehen: Die Beziehung von Menschen kann wachsen, Zusammenarbeit zwischen Arbeitskollegen kann sich verstärken, – alle das entwickelt sich langsam, wächst heran. Es ist vielleicht noch nicht sichtbar, aber es entwickelt sich. Es wächst. So wie die Hoffnung, die "sieht, was noch nicht ist, aber noch werden wird".

Wer eine solche Sicht auf die Dinge hat, ist ein Optimist. Und wer optimistisch durch das Leben geht, hat es in allen Belangen leichter. Für ihn ist jeder Tag ein neuer Anfang. Wenn man so in den Tag startet, gewinnt man Energie.

Aber dann heißt es bei Peguy weiter: "Das Schwerste ist Hoffen." Lange habe ich über diese Aussage nachgedacht, als ich sie zum ersten Mal gehört habe: „Das Schwerste ist Hoffen!“ Ist das wirklich so? Und wenn ja, weshalb ist das Hoffen so schwer?

Vertrauen und Glauben ist eine hoffnungsvolle Kombination

Das kommt sicher auf die jeweilige Lebenssituation von Menschen an. Wenn ein Mensch unter einer schweren Krankheit leidet und über Schmerzen klagt, dann ist Hoffen sicher schwer. Alles scheint so aussichtslos. Die bange Frage, wie es bloß weitergeht, kann schwer belasten.

Das Erleben von Misserfolg oder das Erleben einer schrecklichen Tat kann das Leben von Menschen nachhaltig negativ verändern. Wie kann in solchen Momenten Hoffnung entstehen? Woher soll die Hoffnung kommen?

Als Christ vertraue ich auf Gott und auf seinen Segen. Ich glaube, dass er meine Wege begleitet und mich nicht alleine lässt. Das schenkt mir Hoffnung.

Vertrauen ist für mich in dreifacher Hinsicht entscheidend. Zunächst das Vertrauen in mich: das Selbstvertrauen. Ohne überheblich zu sein, vertraue ich meiner Kraft, meinen Fähigkeiten und Möglichkeiten. Gerade in schwierigen Zeiten und bei besonderen Herausforderungen.

Daneben kommt es auf das Vertrauen in andere Menschen an. Basis für eine gute Zusammenarbeit ist Vertrauen. Ohne dieses Vertrauen wird es schwierig, weil man immer wieder grundsätzliche Diskussionen führen muss.

Und schließlich das Gottvertrauen. Ich kann mich darauf verlassen, dass Gott mir beisteht und dass er meine Wege gut begleitet.

In diesem Sinne will ich hoffen, auch wenn es nicht immer leicht ist.

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