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Zusammenhalten in der Trauer
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Zusammenhalten in der Trauer

Andrea Maschke
Ein Beitrag von Andrea Maschke, Katholische Pastoralreferentin in Bad Homburg / Friedrichsdorf
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Knapp drei Wochen ist es her, dass in Syrien und in der Türkei die Erde gebebt hat und für viele Menschen dort die Zeit stehen blieb. So viele Menschenleben waren zu beklagen, so viele Vermisste noch unter den Trümmern, Verletzte, ... Menschen, die ihre Lieben, ihre Häuser, ihre Sicherheit verloren haben. Verzweiflung, Chaos und dazu die Kälte. Und es war klar, die Menschen dort brauchen unsere Hilfe, Rettungstrupps, Geldspenden …. Solidarität auch im Sinne von Aufmerksamkeit und Gebeten. Längst ist diese Nachricht hierzulande in den Zeitungen und den abendlichen Nachrichten nach hinten gerutscht, eine Randnotiz.

Ehrenamtliche Bestatter helfen, die vielen Toten würdig zu beerdigen

Vor Ort aber ist gar nichts vorbei. Die Trümmer, die Trauer, die Angst und Verzweiflung, alles noch da. Noch immer werden Tote gefunden. Ich habe gelesen, dass aus Hessen ehrenamtliche Bestatter in die Türkei gereist sind, um dort mitzuhelfen, dass die vielen Toten würdig beerdigt werden. Das hat mich beeindruckt: ein wichtiger wertvoller Dienst.

Jeder Abschied ist anders

Beerdigungen gehören auch zu meinem beruflichen Alltag. Als Seelsorgerin beerdige ich regelmäßig, meist ältere Menschen. Natürlich ist jede Beerdigung traurig für die Angehörigen, die Freundinnen und Freunde, und jeder Abschied ist anders.

Ein würdiger Abschied am Grab hilft den Trauernden

Aber mit den Bildern aus der Türkei und Syrien im Hinterkopf war ich in den letzten zwei Wochen bei den Beerdigungen auch dankbar dafür, dass ein würdiger Abschied am Grab möglich ist und oft auch eine Verabschiedung zuvor stattfinden konnte. Das hilft bei aller Trauer den Angehörigen beim Weiterleben.

Das Zusammensein beim „Trösterich“ tut gut

Eine Tradition, die mir immer lieber wird, ist der Trauerkaffee nach der Beerdigung. „Trösterich“ heißt das in manchen Teilen von Hessen, ein schönes Wort. Es tut vielen Menschen gut, nach der Trauerfeier noch zusammen zu bleiben. Und oft wird es dann richtig schön – wie kann das sein?

Spüren, dass das Leben kostbar und nicht selbstverständlich ist

Ich glaube, es ist eine Art Dankbarkeit für das Leben. Einmal natürlich für die Lebenszeit der oder des Verstorbenen, dass es ihn oder sie gab. Oft kommen beim Trauerkaffee ja auch viele Erinnerungen, manchmal sogar lustige, auf den Tisch. Und dann ist da noch eine Art stiller Freude, selbst am Leben zu sein. Jeder Abschied heißt doch auch, dass das Leben kostbar ist und nicht selbstverständlich. Da ist auch diese besondere Solidarität spürbar, das Zusammenrücken, das den Angehörigen zeigt: ihr seid nicht allein.

Verbunden bleiben auch Wochen und Monate danach

Oft hört man bei solch einem Trauerkaffee: „Wir sollten uns auch sonst mal sehen und nicht nur zu diesen traurigen Anlässen.“ Stimmt! Es ist gut, umeinander zu wissen und verbunden zu bleiben. Auch in den Wochen und Monaten danach, denn Trauer braucht Zeit.

Mit den Menschen in der Türkei und Syrien solidarisch bleiben

Das gilt auch für die internationale Solidarität. Behalten wir die Menschen in der Türkei und in Syrien weiter im Blick! Vergessen wir ihr unvorstellbares Leid nicht. Fragen wir, welche Hilfe sie jetzt brauchen, auch wenn das in all dem Leid nur ein ganz kleiner Lichtblick ist.

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