Ihr Suchbegriff
Beitrag anhören:
Die Freiheit der Narren
Bild: fool_couleur_pixabay

Die Freiheit der Narren

Andrea Maschke
Ein Beitrag von Andrea Maschke, Katholische Pastoralreferentin in Bad Homburg / Friedrichsdorf
Beitrag anhören:

„Die Narren stürmen die Rathäuser“, war in den letzten Wochen häufig in den Lokalzeitungen zu lesen. Glücklicherweise geht diese „Erstürmung“ freiwillig und friedlich vor sich. Die Stadtoberhäupter überreichen symbolisch den Narren und Närrinnen die Schlüssel des Rathauses.

Wäre es nicht toll, wenn Narren hin und wieder Diktatoren ersetzten?

Und ganz ehrlich:  Wäre das nicht toll, wenn überall dort, wo jetzt Kriegstreiber und Diktatoren herrschen, diese, wenigstens eine Weile, durch Narren und Närrinnen ersetzt würden?! Von Menschen also, die über sich selbst lachen können, die offenen Worte wagen, so wie in der Bütt, die miteinander feiern können, und das über alle gesellschaftlichen Gräben hinweg. Wäre das nicht super, wenn diese Narren und Närrinnen wirklich was ausrichten könnten?

Hofnarren sollten Mächtigen die Vergänglichkeit vor Augen halten

So wie die Hofnarren – im Mittelalter war das ja sogar ein richtiger Job im Herrscherhaus. Oft waren das Menschen, die als hässlich galten oder sichtbare Gebrechen hatten. Sie sollten dem König die Vergänglichkeit der eigenen Macht, Gesundheit und Schönheit vor Augen halten, ihn gewissermaßen erden und vorm „Abheben“ bewahren.

Wie weit ging die Narrenfreiheit?

Oder jene Hofnarren, die es sich erlauben durften, Späße und Spott zu formulieren – und sozusagen Kritiker im eigenen Haus waren, die dem Herrscher den Spiegel vorhielten. Aber Achtung, diese Narrenfreiheit war auch gefährlich, wie ehrlich durfte der Narr sein, wie weit gehen in seiner Kritik? Wo hatte auch damals der Spaß seine Grenzen?

Verrückte, belächelte "Narren in Christus"

„Bist du narrisch?!“, das hört man manchmal im Sinne von „Bist du verrückt?“ Und meistens ist das nicht besonders nett gemeint. Auch in der Bibel werden törichte, unfromme Menschen als Narren bezeichnet, „Du Narr!“ heißt es dann manchmal. Doch der Apostel Paulus dreht die Bedeutung um, wohl aus eigenen Erfahrung. So schreibt er in einem seiner Briefe (1 Kor 4,10): „Wir sind Narren in Christus“, andere übersetzen „wir sind Thoren um Christi willen“. Ich glaube, er meint damit, dass er von vielen als verrückt angesehen und belächelt wird, vielleicht, weil er Situationen nicht ausnutzt, weil er sich „zum Narren machen“ lässt. Und es gibt ja nicht nur „alte“ Heilige, die in diesem Sinn für „Narren“ gehalten wurden, wie etwa Franz von Assisi. Freiwillig arm – wie narrisch ist das denn?

Gut, wenn Narren und Närrinnen mutig Dinge beim Namen nennen

Es gibt solche narrischen Menschen auch heute, manchmal als Gutmenschen abgestempelt, manchmal belächelt, weil sie mutig Dinge beim Namen nennen und sich damit der Kritik aussetzen … und ich bin ziemlich froh über diese Narren und Närrinnen und dass es sie auch dann noch gibt, wenn die Faschingskostüme heute Nacht wieder eingepackt werden.

Und jetzt uns allen einen schönen Faschingsdienstag, helau!

Weitere ThemenDas könnte Sie auch interessieren