Dranbleiben
Ich habe im Winter Geburtstag. Als ich am Geburtstagsmorgen die Gardinen zurückziehe, sehe ich: Es hat in der Nacht geschneit. Und immer noch fallen die weißen Flocken. Welch eine Überraschung!
Ein Wunsch geht in Erfüllung
Mir fällt ein, wie sehr ich mir als Kind immer gewünscht hatte, an meinem Geburtstag läge Schnee und ich könnte mit den eingeladenen Kindern den Nachmittag draußen mit Schlittenfahren verbringen. Schon lange vor dem Geburtstag habe ich damit angefangen, abends vor dem Schlafen dafür zu beten. Jeden Abend. Aber immer ist das Wetter schmuddelig-grau geblieben.
Und nun stehe ich am Fenster und sehe diese weiße Pracht. Wie ein Geschenk, dass man schon lange verloren gegeben hat. Nach Jahrzehnten geht mein Wunsch in Erfüllung.
Jesu Gleichnis von der bittenden Witwe
Vielleicht hängt dies doch mit meinen Gebeten von damals zusammen. Dieser Gedanke gefällt mir. Er erinnert mich an ein Gleichnis, das Jesus erzählt. Es geht so:
Eine Witwe kommt zu einem Richter und will ihr Recht einfordern. Aber der Richter will sich nicht mit ihrem Anliegen befassen. Er weist die Witwe ab. Die aber lässt sich nicht beirren und kommt immer wieder. Sie fordert ihn auf, Recht zu sprechen. Sie geht ihm gehörig auf die Nerven. Immer wieder steht sie vor der Tür. Bis der Richter es leid ist und tut, was die Witwe von ihm verlangt.
Jesus fragt seine Zuhörer: Sollte Gott es nicht besser mit euch meinen als dieser ungerechte Richter, wenn ihr nach ihm ruft? (Lukas 18,7)
Diese Witwe ist für mich ein Vorbild
Für mich ist die Witwe in diesem Gleichnis ein Vorbild. Diese Beharrlichkeit und diese Ausdauer! Sie verliert ihr Ziel nicht aus dem Blick. Sie bleibt dran, auch wenn der Richter unfreundlich ist. Sie bleibt dran, auch wenn ihr immer wieder die Tür vor der Nase zugeschlagen wird. Sie gibt nicht auf. Immer wieder steht sie vor seiner Tür. Bis es dann doch geschieht.
Jesus sagt: So sollt ihr auch beten. Nicht nachlassen oder gar aufgeben. Gott hört euch und lässt sich bitten. Bleibt dran.
Nicht alle Gebete werden erhört
Die Witwe hat mit Beharrlichkeit ihr Ziel erreicht. Wie lange das gedauert hat, wird nicht berichtet. An meinem Geburtstag hat es erst nach Jahrzehnten geschneit. Ich habe auch sonst schon die Erfahrung gemacht, nicht alle Gebete werden so gehört, wie ich mir das wünsche. Das weckt Zweifel.
Derzeit beten an vielen Orten Christen für ein Ende des Krieges in der Ukraine. Beharrlich bringen sie ihr Anliegen vor Gott. Immer wieder. Und es ist noch immer Krieg.
Dennoch vertrauen, dass Gott mich hört
Dennoch möchte ich am Beten festhalten. Im Vertrauen darauf, dass Gott mich hört. Ich habe damit gute Erfahrungen gemacht. Ich habe schon öfter über lange Zeit für Menschen gebetet, die in einer schwierigen Lebenslage waren. Mir hat das sehr geholfen, sie nicht aus dem Blick zu verlieren und sie weiter mit meinen Möglichkeiten zu unterstützen. Aber manches, was dann weitergeholfen hat, kann ich nur dem Wirken Gottes zuschreiben.
