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Die Frau, die aus der Zukunft kam
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Die Frau, die aus der Zukunft kam

Eva Reuter
Ein Beitrag von Eva Reuter, Katholische Pastoralreferentin, Betriebsseelsorge im Bistum Mainz / Regionalstelle Rheinhessen
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Manchmal wünsche ich mir, ich könnte durch die Zeit reisen und Menschen in anderen Epochen besuchen. Mit einer Frau würd ich dann wirklich gerne eine Tasse Tee trinken: Ada Lovelace. Sie war Engländerin und von Adel und wurde 1815 geboren. Schon als Kind war sie wohl unfassbar wissbegierig und an Technik interessiert. Der heutige Tag der Frauen in der Wissenschaft wäre ein schöner Anlass für so ein Treffen.

Zur damaligen Zeit höchst unüblich

Vielleicht würde Ada mir aus ihrem Leben erzählen: Im Alter von 10 Jahren hat die junge Adelige Ideen zu einem dampfgetriebenen Flugzeug aufgeschrieben und sich Gedanken über „Flugologie“ gemacht. Ihre Mutter war – Gott sei Dank, möchte ich sagen – auch wissenschaftlich interessiert und ermöglichte ihrer Tochter eine breite Ausbildung auch in Mathematik und Naturwissenschaften. Das war zur damaligen Zeit höchst unüblich.

Ada hat nie das Interesse an ihren Forschungen und Denkspielen verloren. Auch als sie verheiratet war und drei Kinder hatte, forschte sie weiter. Ab 1833 hat sie mit Charles Babbage zusammengearbeitet, der eine mechanische Rechenmaschine konstruiert hatte.

Ada hatte Glück

Ich würde diese faszinierende Frau gerne kennenlernen, die sich über so viele Dinge Gedanken machte. Ich stelle mir vor: Im 19. Jahrhundert war es für eine Frau nicht wirklich einfach, sich für mehr als Haushalt, Kinder und vielleicht noch Musik und Literatur zu interessieren.

Ada hatte Glück: Ihr Mann hat sie verstanden und auch unterstützt, indem er für sie wissenschaftliche Artikel in der Bibliothek abschrieb. Ada hatte damals als Frau nämlich keinen Zutritt zu wissenschaftlichen Bibliotheken.  

Das Prinzip der Lochkarten

Mit Charles Babbage hatte sie einen Mentor gefunden, dessen Erfindung einer mechanischen Rechenmaschine nur sehr wenige Menschen verstanden. Und Ada dachte sogar noch weiter: Sie erfand ein System, womit die Maschine im Prinzip jede Information verarbeiten konnte. Das Prinzip der Lochkarten – ursprünglich erfunden für mechanische Webstühle – basiert auf „Loch“ und „Nicht-Loch“, also 1 und 0. Das ist auch heute die Basis aller Programmierung. 

Die mechanische Rechenmaschine war aber nicht erfolgreich, und die Geldgeber hatten irgendwann kein Interesse mehr. Ada starb schon mit 36 Jahren, aber in ihren Aufzeichnungen hat sie das erste Computerprogramm der Welt hinterlassen. Leider verstand es damals niemand, und so musste 100 Jahre später das Prinzip noch mal neu entdeckt werden.

Ohne sie wäre die Welt ärmer

Ich würde gerne wissen: Woher nahm Ada ihre Motivation? Was hat sie angetrieben und sie beflügelt, alle ihre kreativen und klugen Ideen zu verfolgen? Wie hat sie die Widerstände ausgehalten oder umgangen?

Ich bewundere Menschen, denen das gelingt: Gegen alle Widerstände ihre Talente zu pflegen und ihre Begabungen einzusetzen. Und ich bin dankbar, dass es solche Menschen gibt, denn ohne sie wäre die Welt ärmer.

Ich habe nicht herausgefunden, wie das Leben von Adas Tochter verlief. Ich wünsche jedenfalls allen Frauen in der Wissenschaft die Freude am Forschen und die Unbeirrbarkeit von Ada Lovelace. Ich wünsche ihnen Mut, ihre Begabung zu leben und das Glück, Mentoren und Unterstützer zu finden, die sie beflügeln.

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