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Nala heißt Löwin
Bild: Pixabay

Nala heißt Löwin

Eva Reuter
Ein Beitrag von Eva Reuter, Katholische Pastoralreferentin, Betriebsseelsorge im Bistum Mainz / Regionalstelle Rheinhessen
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„Nala“ bedeutet in der Sprache Swahili „Löwin“. „Nala“ ist auch der Name eines Vereins in München: Er setzt sich ein für Frauen, die unter Genitalverstümmelung leiden. Die Praxis der Genitalverstümmelung oder -beschneidung an Frauen ist so grausam, dass ich am liebsten nicht daran denken möchte. Aber ich spreche heute trotzdem darüber. Heute ist nämlich der Aktionstag gegen weibliche Genitalverstümmelung. Er wurde 2003 von einer afrikanischen Organisation ins Leben gerufen, um auf das Leid der Frauen aufmerksam zu machen. 

Wahrscheinlich sind es noch viel mehr

Das Thema betrifft uns auch in Deutschland. Die Hilfsorganisation Plan schätzt: Über 20.000 Mädchen in Deutschland sind von Beschneidung bedroht oder betroffen. Wahrscheinlich sind es noch viel mehr.

Mich macht das Thema als Frau und Mutter einer Tochter betroffen. Ich finde es unvorstellbar, wie man diese Praxis rechtfertigen kann. Ich habe mich informiert und weiß: In der Tradition vermischen sich religiöse und patriarchalische Vorstellung über die Reinheit der Frau mit Unwissen über medizinische und psychische Folgen. Die Genitalverstümmelung wird vor allem noch in den Ländern südlich der Sahara praktiziert – aber auch bei uns in Europa. Viele Länder haben allerdings in den letzten Jahren das Verstümmeln von Mädchen unter Strafe gestellt.

Bestrafung bis zu 15 Jahren Haft

In Deutschland ist die brutale Praxis seit 2013 ein Straftatbestand, und die Regierung hat einen sogenannten „Schutzbrief“ formuliert. Darin wird festgestellt: Auch im Ausland durchgeführte Beschneidungen können mit bis zu 15 Jahren Haft bestraft werden, wenn die betroffene Frau in Deutschland ihren Lebensmittelpunkt hat.

Durch eine Spendenaktion wurde ihr geholfen

Die Aufklärung und das Engagement zahlreicher lokaler und internationaler Akteurinnen und Akteure tragen nur sehr langsam Früchte. Umso wichtiger ist das Engagement der mutigen Frauen im Verein „Nala“ in München. Die Gründerin, Fadumo Korn, hat im letzten Sommer den höchsten Orden des Freistaats Bayern erhalten. Im November ging dann der Fall der Münchner Gynäkologin Dr. Eiman Tahir durch die Presse. Sie sollte den Krankenkassen über 100.000 Euro zurückzahlen und eine Strafe, weil sie verstümmelte Frauen hilft und sie behandelt. Diese Behandlungen sind teurer als eine normale Routineuntersuchung. Das wollten die Kassen nicht zahlen. Durch eine Spendenaktion von „Nala“ kam das Geld zusammen, und die Praxis von Dr. Tahir kann weiter existieren und helfen.

Weiterzuleben trotz aller Ungerechtigkeit

Ich finde es unvorstellbar, welche Qualen den Mädchen und Frauen lebenslang zugemutet werden, und denke, sie haben jede Unterstützung verdient. Deshalb unterstütze ich Hilfsorganisationen, die sich gegen die Genitalverstümmelung einsetzen, und spreche heute über das Thema.

Dabei denke ich auch an die Jahreslosung aus der Bibel. Sie lautet in diesem Jahr: „Du bist ein Gott, der mich sieht“ (1. Mose 16,13). Es ist ein Zitat der Magd Hagar. Die junge Frau ist - verzweifelt über ihre scheinbar ausweglose Lage - in die Wüste geflohen. Die Bibel erzählt: Sie wird dort von Gott ermutigt, weiterzuleben trotz aller Ungerechtigkeit.

Ja, ich bin davon überzeugt: Gott sieht das Leid all dieser Frauen und Mädchen. Aber ich finde es wichtig, dass auch wir in Europa das Leid sehen und uns dagegen stark machen – wie die „Löwinnen“ des Vereins Nala!

 

 

 

 

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