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Brezel Dich auf
Bild: pexels / Dany Foto

Brezel Dich auf

Norbert Mecke
Ein Beitrag von Norbert Mecke, Dekan, Evangelischer Kirchenkreis Melsungen
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Ob man Oktoberfeste im September oder erst im Oktober feiert: die Brezel darf auf gar keinen Fall fehlen. Man streitet sich, wo das Lieblingsgebäck dieser Feste seinen Ursprung hat: Kommt sie aus Bayern oder Schwaben? Legenden gibt´s reichlich.

Eine Legende, wo die Brezel herkommt

Von einem Hofbäcker etwa, der in Ungnade gefallen war. „Back mir einen Kuchen, durch den die Sonne dreimal scheint. Dann sei dir dein Leben geschenkt und du wirst nicht gehängt!“, soll der Herrscher zu ihm gesagt haben. Und das Ergebnis: die Brezel für die Herrschaften und die Freiheit für den Bäcker.

Brezel - Sinnbild für eine Körperhaltung

Andere sagen zur Herkunft einfach: Das Gebäckstück passt zu manchen Urbayern und -schwaben. Das sei eine typische Körperhaltung - die Arme verschlungen: „Ja mei, schaun mer mal!“ „Ha noi - desch hab I komme gsehn!“

Am Ende ist egal, ob bayrisch oder schwäbisch. Solche „Brezelmenschen“ mit verschränkten Armen gibt´s überall. In Nordhessen nennt man sie „Knädebiedel“ – an allem rummäkeln. Immer auf Distanz. In sich verschlossen. Und die Hände so eingegraben und lahmgelegt, dass Zupacken, Mitanpacken oder Jemandem-die-Hand-Entgegenstrecken unmöglich sind.

Diese Körperhaltung braucht auch Heilung

Von Jesus wird berichtet, dass er einmal einen Mensch mit gelähmter Hand heilte: „Streck deine Hand aus!“ – und der Mann wurde gesund. Eigentlich Grund zur Freude. Aber die drumherum standen, verschränken die Arme und granteln: „Ausgerechnet am Sonntag. Da soll man ruhen!“ So eine Haltung, das Haar in jeder Suppe zu finden, braucht auch Heilung. 

Wie Gott sich die Menschen wünscht

Nein, so hat Gott sich uns Menschen nicht vorgestellt! Da muss wohl auch sein Licht neu hineinscheinen. Wie beim Bäcker damals: So, dass die Sonne wieder durchscheinen kann. Gnade muss hinein in die Dinge, damit wir sie gut gebacken kriegen.

„Streck deine Hand aus!“ – das geht nicht mit verschlossenen Armen. Dieser Satz von Jesus hat damals auch für die Drumherumstehenden etwas eröffnet: Die Hände können wieder etwas empfangen, sich liebevoll jemandem zuwenden, haben Spielraum zum Zupacken. 

Glaube heißt: „Brezel Deine Haltung auf!“ 

Glaube heißt: „Brezel Deine Haltung auf!“ 

Wo Motziges mit Freundlichkeit, Verschlossenes durch Offenheit und kalte Distanz durch Herzlichkeit überwunden werden, ist´s immer ein Fest - ob im September oder Oktober.
 

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