
Schuster, bleib bei deinen Leisten
„Schuster, bleib bei deinen Leisten.“ Dieses alte Sprichwort stört mich irgendwie, denn es signalisiert mir: mach, was du gelernt hast, geh nicht über deine Grenzen, maß dir nicht an, was dir nicht zusteht.
Bleib dabei und nutze deine Kunst
Aber ich kann es auch ganz anders interpretieren: Schuster, du hast was gelernt, du kannst Schuhe machen. Das ist doch eine tolle Fähigkeit. Dann mach das doch auch. Bleib dabei und nutze deine Kunst.
Ich soll das machen, wozu ich berufen bin
Ein Text aus der Bibel hat auch diese zwei Seiten. Paulus schreibt da an die Gemeinde in Korinth, dass „Gott in der Kirche die einen als Apostel eingesetzt hat, die andern als Propheten, die dritten als Lehrer; ferner verlieh er die Kraft, Wunder zu tun, sodann die Gaben, Krankheiten zu heilen, zu helfen, zu leiten, endlich die verschiedenen Arten von Zungenrede.“ (1 Korinther 12,28) Alle sollen also das machen, wozu sie bestimmt sind, bei ihrer Aufgabe bleiben: das klingt auch erst mal nicht so toll für mich. Und diese ganze Ordnung ist dann bei Paulus auch noch gottgewollt! Aber hier geht es auch noch um was anderes: Ich soll das machen, was ich gut kann, was meinen Fähigkeiten entspricht, wozu ich berufen bin. Und alle Aufgaben sind wichtig, jede und jeder wird gebraucht!
Wir haben bei Berufen eine Rangfolge im Kopf
Die Schwierigkeiten mit solchen Sätzen kommen auch daher, dass wir eine Rangfolge im Kopf haben: Schuster – das ist doch ein einfacher Beruf, da mach doch besser was Wichtigeres, Bedeutenderes. Und Apostel ist natürlich auch eine echte Leitungsaufgabe, wer will da schon nur helfen oder sich um Kranke kümmern? Und so ist es bis heute: Es gibt Berufe, Aufgaben, Fähigkeiten, die viel höher angesehen sind als andere.
Alle Berufe sind wichtig und werden gebraucht
Dabei sind alle Berufe wichtig! Auch Paulus damals sagt: Jede Begabung brauchen wir! Natürlich ist es immer gut und ratsam, sich weiterzuentwickeln, beruflich wie persönlich. Aber es ist auch wichtig zu wissen: Was kann ich gut, was sind meine Stärken? Was mache ich wirklich gerne? Und wenn ich in meinem Beruf oder auch in meiner Freizeit das mache, was ich wirklich gut kann und was mir Spaß macht: dann profitieren alle davon, die anderen und ich selbst.