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Kinder sind religiös kompetent
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Kinder sind religiös kompetent

Dr. Peter Kristen
Ein Beitrag von Dr. Peter Kristen, Evangelischer Pfarrer und Studienleiter, Religionspädagogisches Institut Darmstadt
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Wie kompetent sind Kinder beim Thema Glauben und Religion? Immer mehr Religionslehrer:innen meinen: Sie sind da fähig und klug. Kinder eignen sich ihre ganze Welt selbständig und aktiv an, auch ihren Glauben. Darum ist es richtig, Kinder auch im Religionsunterricht als kompetent anzusehen.

Deshalb setzen sie den Kindern nicht einfach ihre eigenen Antworten vor. Sondern setzen sich mit den Kindern auf Augenhöhe in einen Kreis. Sie hören aufmerksam und genau zu, was die Kinder selbst zu sagen haben, zu einer Frage über Gott oder einer biblischen Geschichte. Sie fragen nach, ermutigen und stauen dann nicht selten darüber, wie sich die Kinder Gott und die Welt erklären. Erst später werden die Beiträge dann im Unterricht in das eingeordnet, was es außerdem dazu zu wissen oder zu entdecken gibt.

Auch Jesus hat schon so eine Art von Religionsunterricht erlebt. Die Bibel erzählt: Als Kind haben ihn seine Eltern mitgenommen zum Pessachfest nach Jerusalem, ein wichtiges religiöses Fest der Jüdinnen und Juden. Viele Leute, alle zu Fuß auf demselben Weg unterwegs, ein ziemliches Gedränge, stelle ich mir vor. Auf dem Heimweg haben Joseph und Maria gedacht, Jesus ist bei ihnen, er läuft mit, irgendwo zwischen all den Reisenden. Aber Jesus war nicht zu finden, er war in Jerusalem geblieben.

Als die Eltern schließlich erschrocken umkehren und in der ganzen Stadt nach ihrem Zwölfjährigen suchen, finden sie ihn im Tempel. „Dort saß er mitten unter den Lehrern“, heißt es beim Evangelisten Lukas. „Er hörte ihnen zu und stellte ihnen Fragen. Alle, die ihn hörten, waren sehr erstaunt über seine klugen Antworten. (Lk 2,46f)

Die Lehrer haben Jesus in ihren Kreis genommen, sich mit ihm auf Augenhöhe hingesetzt. Sie haben ihm zugehört, sich für seine Fragen interessiert und ihm geantwortet. Mit großem Staunen über seine Ideen und Beiträge sind sie belohnt worden.

Ich wüsste schon gerne, worüber Jesus mit den Lehrern im Tempel gesprochen hat. Aber ich freue mich auch über alle, die heute so mit Kindern über theologische Fragen sprechen und sie bei der Entwicklung ihres Glaubens begleiten. Wer das tut, wird dafür oft mit erfrischend Neuem belohnt. Wie das, was Jens über Gott denkt. Jens ist sieben und sagt: „Im Himmel ist niemand sauer“.

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