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Auf-hören ist lebenswichtig für die Demokratie
GettyImages/Daria Kulkova

Auf-hören ist lebenswichtig für die Demokratie

Dr. Peter Kristen
Ein Beitrag von Dr. Peter Kristen, Evangelischer Pfarrer und Studienleiter, Religionspädagogisches Institut Darmstadt
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Wenn ich nur noch mit denen rede, die meiner Meinung sind und das viele machen, kriegen wir ein Problem. In Familien und unter Freunden, aber auch in der Gesellschaft. Also bitte nicht in seine Bubble oder ihren Chatroom zurückziehen, sondern sich austauschen.

Fairer Streit ist wichtig für die Demokratie

Ein fairer Streit zwischen möglichst vielen ist lebenswichtig. Auch für unsere Demokratie. Die anderer Meinung sind zu ignorieren, zu Feinden zu erklären, oder als Idioten zu betrachten, ist keine Lösung, es zementiert nur die Spaltung. Debatten nach fairen Regeln halten die Demokratie wie ein Bindemittel zusammen und erfüllen sie mit Leben. 

Ein hörendes Herz

Der Soziologe Hartmut Rosa nennt drei Dinge, die Demokratie unbedingt braucht: Stimmen, die gehört werden und Ohren, die auf die Stimmen anderer hören. Den dritten Aspekt hat sich Hartmut Rosa beim König Salomo geliehen: Ein hörendes Herz.

Auf-hören ist wichtig

Nach einer Geschichte der Bibel hat sich Salomo von Gott ein hörendes Herz erbeten, als er sich alles, wirklich alles, von Gott wünschen durfte. So ein hörendes Herz kann auf-hören, sagt Rosa. Auf-Bindestrich-hören. So wie aufhorchen, aufmerksam lauschen, wirklich hinhören.

Hartmut Rosa fasst zusammen: „Es reicht nicht, dass ich eine Stimme habe, die gehört wird, ich brauche auch Ohren, die die anderen Stimmen hören. Und mit den Ohren braucht es auch dieses hörende Herz, das die anderen hören und ihnen antworten will.“

Anderen Meinungen zuhören

Also: Statt die mit einer anderen Meinung für doof zu erklären oder zu ignorieren, soll ich mich angerufen fühlen und erreichen lassen, von etwas anderem, von einer anderen Stimme, die etwas anderes sagt als das, was ich denke. Auf-hören mit einem hörenden Herzen, das ist so wie Musik hören, erwarten, dass mich etwas anspricht und erreicht, dass in mir eine Resonanz entsteht.

Für die Demokratie streiten, heißt hören und mitreden

Solche wertvollen und wichtigen Resonanzmomente kann man aber nicht herbeiführen oder erzwingen, sie sind unverfügbar. Aber ich kann das Hinhören ausprobieren. Für die Demokratie zu streiten, das heißt für mich hören, mitreden und wie der König Salomo bitten: Gott, schenk mir ein hörendes Herz.

 

Quelle des Zitats: Hartmut Rosa, Demokratie braucht Religion 2022, 3. Aufl., S. 53   

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